Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Zwecke, überall sind es öffentliche Interessen, denen er seine Dienste 
weiht. Und mit welcher Ausrüstung tritt er an diese Aufgabe 
heran! Kein Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf die 
Gegenwart hat unsere Sprache so intim gekannt, keiner hat darüber 
so souverän geherrscht wie er. Und kein Publicist nach ihm vielleicht 
hat eine so universale Bildung aufzuweisen wie er. Aber gleichwol 
müssen wir sagen: seine Leistungen bleiben hinter so glänzenden 
Vorbedingungen zurück: denn er ist kein Volksredner, er kann sich 
darum nicht messen mit demjenigen, als dessen publicistischer Nach- 
folger er uns erscheint, mit Luther. 
In Dolitik und Religion steht Fischart immer dort, wo wir die 
besten seiner Zeit, wo wir Johannes Sturm und seine Freunde ge- 
funden haben. Auch er bewahrt die guten Traditionen der großen 
Straßburger Reformatoren. Auch er ist gegen den Glaubenszwang. 
Auch er ist ein Feind des orthodoxen Lutherthums und seiner Con- 
cordienformel, ein Feind jener „Kanzelärmel, die der unformularigen 
und unconcordirenden Welt heut Gebetformulare vorgeschrieben haben“. 
Auch er ist ein Gegner der Marbach und Pappus, wenn er auch 
nach dieser Seite hin nur gelegentliche Nadelstiche und niemals 
kräftige Haupthiebe ausgetheilt hat. Auch ihm ist es eine wichtige 
Angelegenheit die Blicke der Deutschen fortwährend auf die Schick- 
sale der Hugenotten in Frankreich zu lenken, da ja — wie er sagt 
— die Deutschen seit lange den Ruhm haben, daß ihnen auch fremde 
Unbill und Schmerzen zu treuen Herzen gehe und da ihnen vielleicht 
ähnliche Tyrannei drohe, wie sie jetzt die Franzosen erleiden müssen. 
Im Verein mit seinem Schwager, dem untemehmenden Buchhändler 
Bernhard Jobin, sorgt er dafür, daß alle wichtigeren Ereignisse der 
westlichen Religionskämpfe sofort durch Flugschriften in Deutschland 
bekannt werden. , 
Ja noch eine andere altstraßburgische Tradition, das gute Ver- 
nehmen mit den evangelischen Städten der Schweiz, finden wir bei 
Fischart wieder. Zweimal äußert er sich über politische Beziehungen 
seiner Vaterstadt, und beidemal handelt es sich um eine Annäherung
	        
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