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Interessen hervor, welche für den weiteren Gang der Geschichte der
Westmark so verhängnisvoll geworden ist. Denn derselbe Mann,
welcher uns mit dem Vorschlage einer Residenzverlegung nach
Straßburg überrascht, will den nationalen Schutz noch in einem
andern Sinne verstanden wissen. Er will das Vordringen des
Calvinismus hindern, er will der bedrohten katholischen Kirche einen
Damm entgegensetzen, er will dem deutschen Reich aber auch der
Gegenreformation desselben dienen. Die Partei, welche mit den
Idcen und der Kraft des Kaiserthums rechnete, wollte das Reich be-
schützen, aber nur ein katholisches Deutschland, wie es Rom und
das tridentinische Concil wünschten. Gegen Ideen dieser Art be-
fand man sich aber in Straßburg, wie wir gesehen, seit einem halben
Jahrhundert im Kampfe.
Am 27. November 1568 starb der Bischof Erasmus von Straß-
burg, der das Steuerruder seiner Kirche durch die schwere Kriegszeit
und die noch schwerere des Religionsfriedens nicht ohne Geschicklich-
keit geleitet hatte. Zwar konnte er dem Abfall zahlreicher Städte
und Gemeinden auf Grund der Bestimmungen des Augsburger
Reichsgesetzes nicht wehren, aber im ganzen und großen hatte er
doch das Bisthum gerettet und die Gefahren der Saekularisation
desselben beseitigt. Behaglich war freilich das Dasein des Bischofs
und seiner Domherrn nicht zu nennen. In dem protestantischen
Straßburg hatten sie mancherlei zu leiden und der Rath mußte be-
ständig Beschwerden hören und Streitigkeiten schlichten. Erasmus
selbst lebte am liebsten fern von dem Treiben der alten Bischofstadt
und die meisten Domherrn wohnten mit ihm in Zabern. Aber
einige der letztern blieben in Straßburg zurück, und erfuhren
nicht ohne üble Folgen für ihre gute katholische Gesinnung die Ein-
flüsse einer Welt, welche die höchsten Autoritäten der alten Zeiten,
Papst und Concilium, längst schon abgethan hatte. Schon seit
früherer Zeit fanden sich Domherrn in Straßburg, die sich von den
evangelischen Ansichten angezogen fühlten. Oft waren es sehr indi-
viduelle Neigungen, welche die vornehmen Herrn des Donstiftes zu