Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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heimlichen Bekennern der neuen Lehren machten. Der Cölibat, 
welcher im Mittelalter mit einer gewissen Schonung menschlicher 
Schwächen gehandhabt wurde, war seit dem Tridentiner Concil ein 
recht in die Augen springendes Unterscheidungsmerkmal katholischer 
und evangelischer Priester geworden. Seine Aufrechthaltung wurde 
jetzt katholischerseits strenger gefordert als ehedem, und Abweichung 
von den Lehren des Trienter Concils in dieser Beziehung wurde 
stets als Anfang reformatorischer Bestrebungen angesehen. Die 
katholische Kirche fand im eigenen Schooße Schwierigkeiten genug 
zu überwinden und nicht zu den kleinsten gehörte die Aufrechthaltung 
der Tridentinischen Lehre und Dieciplin in den reichen Domcapiteln 
und bischöflichen Sitzen selbst. In allen rheinischen Bisthümern, 
besonders in Köln, zeigten sich Neigungen zur Reformation. Vor- 
nehme Domherren, welche die katholische Kirche nicht um die fast 
erblichen Pfründen bringen konnte, ohne Gefahr ganze Familien da- 
durch zu beleidigen und zurückzustoßen, Söhne hochadliger Häuser, 
welche die katholische Kirchenpolitik sanft zu behandeln allen Grund 
hatte, beugten sich schwer und ungern unter die neuen römischen 
Gesetze, welche recht zum Trotze gegen jede Neuerung eingeführt 
worden waren. In Straßburg fand man berühmte Namen, wie 
die Wittgenstein, Solms, Winneburg, und Truchseß unter den Mit- 
hliedern des Capitels, weltläufige Männer, welche das engherzige 
Treiben der Jesuiten und ihrer Richtung in der Kirche nicht theilten. 
Die Wahl von Erasmus Vachfolger ging unter den Anzeichen 
einer starken Spaltung der Mitglieder des Capitels vor sich, aber 
die streng katholische Partei siegte und ein Graf von Mander- 
scheid, Johann IV. ward Bischof. Er war von Köln gekommen, 
wo er als tüchtiger Kämpe ultramontaner Gesinnungen bekannt war. 
Die katholische Welt hatte überall ihre glückliche Epoche der rück- 
läufigen Bewegung begonnen; zum deutschen Kaiser war ein Mann 
erwählt worden, auf den die Katholiken zählen zu können hofften 
— Rudolf II. In einzelnen Fürstenthümern, wie in Fulda, in 
Staaten, wie Oesterreich und Baiern, arbeitete die römische Partei
	        
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