Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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weder im Rathe von Straßburg noch beim Kammergericht wußte 
sich recht in den Handel zu schicken. 
Dies alles aber war nur das Vorspiel zu einer ernsteren Ver- 
wickelung, welche für die Schicksale des Elsaß politische Folgen 
herbeiführte. Denn als der Bischof Johann von Manderscheid 
22. April 1592 starb, so mußte die Wahl seines Nachfolgers für 
Recht und Besitz der Domherrn entscheidend werden. Die Protestan- 
tischen wählten den Enkel eines zwar fernen aber angesehenen Fürsten, 
den Brandenburger Markgrafen Johann Georg und die 
Katholischen sahen sich nun ebenfalls um die Hilfe eines mächtigen 
Mannes um, und erhoben den Cardinal Karl, einen jüngeren 
Sohn des gleichnamigen Herzogs von Lothringen zum Bischof. 
Die einen hofften von den zahlreichen deutschen Protestanten, die 
andern ven der mächtigen Partei der französischen Katholiken die 
sichere Hilfe und Schutz. Der Straßburger Handel war über eine 
Nacht zu einer europäischen Angelegenheit geworden. Hier die katho- 
lische Ligue von Frankreich, dort die protestantischen Verbündeten 
Deutschlands, hier die kaiserliche Autorität und das Interesse des 
Papstthums, dort der protestantische Sinn der elsässischen Bevölke- 
rung, alles gerieth in Bewegung und Kampf. 
Der bischöfliche Krieg, welcher zehn Jahre dauerte, hatte vielerlei 
Ungemach für das Land, für die Städte im Gefolge. Wenn die 
lothringischen Reiter über Zabern herangeritten kamen, setzten die 
deutschen Condottiere aus der Pfalz, aus Sachsen und Thüringen 
über den Rhein, und die einen wie die andern schonten nicht Freund 
und Feindesgebiet, als wollten sie ihre Vorstudien für die Zeiten 
des dreißigjährigen Krieges im Elsaß beginnen. 
Johann Georg nahm nur den Titel eines Administrators des 
Stiftes von Straßburg an, weil er das kanonische Alter zum Bischof 
nicht hatte. Sein Großvater war nicht der Mann, der aus eigenem 
Antriebe sehr viel für den ferngelegenen Handel zu thun vermochte, 
aber sein Einfluß unter den protestantischen Fürsten war groß genug 
um Helfer zu schaffen. Seit 1591 bestand die Torgauer Union
	        
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