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der protestantischen Fürsten, deren Aufgabe es zunächst war, diese
Angelegenheit in den Kreis ihrer Thätigkeit zu ziehen. Und durch
diesen Bund der Protestanten war auch Heinrich IV. von Bour-
bon, der neue König von Frankreich in die Sache verwickelt, deun
er so wie die Torgauer Union hatten sich vorzugsweise gegen das
gewaltige Bündnis zu wehren, durch welches die Lothringer den
ganzen Westen Europas dem katholischen System Spaniens zu
unterwerfen suchten.
Man kennt diese rastlosen, findigen und fanatischen Heißsporne
der katholischen Welt des 16. Jahrhunderts: die Herzoge von Guise.
Sie hatten schon längst ihr Augenmerk auf das Elsaß gerichtet,
denn hier sammelten sich immer die Söldnerschaaren, welche den
Hugenotten in Frankreich zur Hilfe zogen. Wie oft waren während
der französischen Bürgerkriege die lothringischen Reiter ins Elsaß
gestreift, um die Schaaren der deutschen Protestanten zu zerstreuen.
Besonders Straßburg war der Sache der Katholiken in Frankreich
immer gefährlich; zahlreiche Hugenotten fanden Schutz und Aufnahme
in dieser festen Stadt, wenn in Frankreich ihr Banner zu sinken be-
gann. Wie gerne hätte der lothringisch-spanische Bund schon längst
einen Prinzen dieses Hauses im Besitze des Bisthums gewußt. Als
dieser Wunsch nun endlich zur Wahrheit wurde, hatte die Macht
der Guisen jedoch in Frankreich ihren Höhepunct bereits überschritten.
Der Führer der katholischen Ligue, Heinrich von Guise, so gut wie
der König Heinrich III waren beide ermordet worden, und Hein-
rich IV. kämpfte mit großem Erfolg schon das dritte Jahr um den
französischen Thron.
Der regierende Herzog von Lothringen Karl III. begann um
das Erbe des Hauses zu fürchten, und näherte sich allmählich dem
glücklichen König von Frankreich, dessen hugenottische Vergangenheit
hinter die großen Interessen des nationalen Königthums von Frank-
reich ohnehin stärker und stärker zurücktrat. Wenn Herzog Karl III.
seinem Sohne das Straßburger Bisthum bewahren wolite, so war
durchaus nötig, daß er mit dem König Heinrich IV. sich vertrug,