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mann von Spielkunz und dem Dorfschulzen ausgefragt wird und
in aller Offenheit und Aufrichtigkeit seinen Fund erzählt, wo aber
durch die hastige, ungeduldige Art Spielkunzens einerseits und durch
die ungeschickte Ausdrucksweise Frommanns andererseits verschiedene
Misverständnisse entstehen und die Identität des gefundenen und
verlorenen Schatzes nicht herauskommt, so daß Spielkunz in seinem
Aerger einen Verzicht ausspricht und Frommann den gottbescherten
Reichthum mit bestem Gewissen behalten darf, natürlich als Lohn
für seine Frömmigkeit.
Als „tragödische Vorbildung“ bezeichnet Spangenberg ein drittes
Stück: „Mammons Sold.“ Landsknecht, Wucherer und Bauer haben
sich nach den Rathschlägen des Satans gerichtet, um Vermögen zu
erwerben. Er verspricht ihnen Frau Reichthum zum Lohn, nach der
sie nun sehnlichst verlangen, die sich aber bald als der Tod enthüllt
und sie alle mit ihren Pfeilen erlegt. Dasselbe geschieht nachher
den drei Frauen der Verstorbenen, die sich in ihren Verlust äußerst
rasch finden und denen der Tod vom Satan als ein Freier ange-
kündigt und zugeführt wird.
Ein viertes Stück, „Geist und Fleisch“, schildert das verschie-
dene Verhalten zweier Christenpaare, eines bürgerlichen und eines
bäuerlichen, in einer heidnischen Glaubensverfolgung. Der Bauer
macht zuerst große Worte über den unerschütterlichen Muth und die
herausfordernde Kühnheit, die er beweisen wolle, nachher aber läßt
er sich durch das geschickte Zureden seiner Frau und durch weltliche
Vortheile, die ihm winken, zum Abfall bewegen. Der christliche
Bürger, der von vornherein Besorgnis ausspricht, das Fleisch sei zu
schwach, um dem Geist zu gehorchen, er fürchte, dem Martyrium
nicht gewachsen zu sein, hält sich, bestärkt durch sein kühnes Weib,
so fest und tapfer, daß ihm ein Wunder zu Hilfe kommt und er
den heidnischen Richter selbst bekehrt.
Mit diesen und anderen für die Gesellschaft der Meistersinger
verfaßten Spielen war aber die poetische Wirksamkeit Spangenbergs
lange nicht abgeschlossen.