314
Bücklinge, für sein Neigen und Beugen, für sein Gaukeln mit
Händen und Füßen den Text: das sei ein Ausfluß der wälschen
weibischen und weichlichen Heuchelei und Schmeichelei, welche allen
redlichen deutschen Herzen von jeher verhaßt war. Wird denn ein
solcher Weichling muthig die Wehr zucken, wenn offenbare Feinde
sein Vaterland angreifen? Diese Weichlichkeit ist schuld, daß ihr
Städte und Festungen so willig dem Feinde überlaßt. Diese Weich-
lichkeit ist schuld, daß kein Fürst mehr einen redlichen aufrichtigen
Diener bekommen kann, der ihm rücksichtslos die Wahrheit sagt.
Diese V Weichlichkeit ist schuld, daß niemand mehr auf den allgemeinen
Nutzen, auf Recht und Pflicht, daß jeder nur auf sein eigenes An-
sehn bei den Leuten, auf seine Reputation Acht hat. O pfui Teufel,
was würden solche alamodisch Weichlinge erst thun, wenn sie von
den Feinden des Vaterlands mit hohen Aemtern, mit centnerschweren
Geschenken gelocket und gereizt werden sollten: O weh, da würde
man groß Wunder sehen! Da würde ein offener Feind weit tapferer
und mannlicher sein, als sie. O alte Mannheit! o alte deutsche
Tapferkeit und Redlichkeit, wo bist du hin geflegen? Ihr Deutsch-
linge! Ihr ungerathene Nachkömmlinge! Wae hilft euch alle neue
Unart? Altes Wesen her! Alte Gebärden her! In Hitz und Frost
uͤbt euch, nicht in Schminken und Schmucken. Alte Herzen her!“
„Ihr wollt unsere Nachkömmlinge sein — nimmt der „Erz-
könig“ Ariovist wieder das Wort — wie will denn euer Wesen so
gar nicht mit dem unsrigen übereinstimmen? Wie kommt es, daß
alle Neuerungen von den Wälschen müssen hergenommen werden,
so gar daß ihr euch befleißigt, ihnen auch in den Lastern gleich zu
sein, in Fressen und Saufen, in Fluchen und Spielen, in Gott-
schänden und verleugnen? Ia ihr Deutsche selbst, auf daß ihr euch
desto eher unter einander aufreibet, müßt euch mit Gold und Geld
erkaufen lassen, damit ihr euer eigen Vaterland, eure eigenen Freunde
quälen, unterdrücken, aussäckeln, verderben und in Dienstbarkeit
bringen möget.“
Wir wollen es nicht leugnen: Moscherosch übertreibt, Moscherosch