Siebzehntes Kapitel.
Der dreißigjährige Krieg.
Unter den Nachbarstaaten des Elsaß gab es einen, der in seiner
Politik gegen die deutschen Grenzbewohner einen immer gleichen,
unwandelbaren Charakter bewahrte. Während alle übrigen Mächte
und Herrschaften durch Feindseligkeiten wie durch Bündnisse, und in
dem letzteren Falle nicht minder als im ersteren, die Städte des
Elsaß schädigten und von ihrem Wolstand zehrten, war Frankreich
allein immer bereitwillig, immer voll Freundschaft, immer voll
lauernder Begierde die deutsche Braut zu erobern und an sich zu ziehn.
Man liest zuweilen, daß die französische Politik gewaltsam verfuhr,
aber man wird das doch erst von dem Augenblick an finden, wo die
Beute dem gewaltigen Machthaber bereits sicher war. So lange der
gallische Nachbar auf der Lauer lag, war er von einer bewunderns-
würdigen Feinheit und Liebenswürdigkeit, — besonders gegen Straß-
kurg, das er immer zu herzen und zu ködern gewußt hat.
Seit uns eine größere Masse diplomatischer Schriften vorliegt,
etwa seit der Zeit des Königs Franz geht ein gleichartiger Zug durch
alle Verhandlungen zwischen Straßburg und den französischen Königen,
der dem Leser einen ähnlichen Eindruck macht, wie dem Kunstforscher
die lange Reihe der Bilder der französischen Akademie, die so viele
Schule, so viel Gewandtheit, so vielen Formenreichthum, aber immer
einen und denselben Geist verrathen. Die französischen Staatsmänner