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Rheinau und Wittenweier wurde der Uebergang bewerkstelligt, aber
der wachsame Kurfürst von Baiern sendete alle verfügbaren Truppen
an den obern Rhein; und Johann von Werth stürmte die Verschan-
zungen, welche der Weimarer zum Schutze seiner Brücken aufgerichtet
hatte. Johann von Werth selbst wurde durch einen Schuß in der
linken Wange verletzt, aber der Kampf ruhte keinen Augenblick bis
Bernhard von Weimar am 23. Oktober 1637 sich genöthigt sah,
den Rhein zu verlassen. Bernhards Truppen lagen zu Dollsperg in
Winterquartieren, und mußten im Frühjahr den Angriff der Kaiser-
lichen erwarten; aber im Anfange des Jahres 1638 ward eine neue
Verabredung mit den Franzosen getroffen, durch welche sich Ludwig XIII.
zu besseren Subsidien verpflichtete. Als nun Bernhard von Weimar
seine Armee wieder verstärken konnte, ergriff er die Offensive, ging
abermals über den Rhein und begann Rheinfelden zu belagern.
Allein die gesammte feindliche Macht rückte zum Entsatze der öster-
reichischen Festung heran, und Johann von Werth glaubte seinen
Gegner völlig vernichtet. Aber schon nach drei Tagen stand Bernhard
mit noch viel größeren Massen wieder am Platze und zersprengte die
kaiserliche und bairische Armee in einem glücklichen Anlauf. Johann
von Werth, Savelli Sperreuter wurden gefangen. Es sei der un-
Flücklichste Tag seines Lebens, klagte Johann von Werth, als er dem
gehaßtesten seiner Feinde in die Hände fiel. Für Bernhard aber hatte
der Sieg die größten Consequenzen, Rheinfelden, Rütteln, Freiburg
öffneten die Thore. In Ensisheim, dem Sitze der österreichischen Re-
gierung, war Bernhards Hauptquartier; hier rüstete er sich zu einer
entscheidenden That, zur Belagerung und Einnahme von Breisach.
Auf beiden Seiten kannte man die Wichtigkeit des Nlatzes zu
gut, als daß nicht alle Anstrengungen hätten gemacht werden sollen.
Zweimal suchte der General Götz, erst bei Wittenweier, dann wieder
in unmittelbarster Nähe von Breisach die Festung zu entsetzen, auch
die Lothringer rückten heran und wurden bei Thann von Bernhard
geschlagen. Aber endlich mußte Breisach capituliren, nachdem es die
gräßlichsten Hungerqualen erlitten.
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