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mancherlei Art auch mit Städten romanischer Bevölkerung bieten,
aber das wesentliche und bedeutsame liegt hier in dem Gesetz der
historischen Entwickelung, in dem eben beschriebenen eigenthümlichen
Gange der die Verfassung begründenden Ereignisse, hier in Straß-
burg genau wie in Worms, Mainz oder Köln; es ist ganz dieselbe
Kette deutschen Fortschritts, den wir da und dort wahrnehmen.
Der große Zug städtischer Entwickelung, der die Bewohner des
Elsasses auszeichnet, hat indessen auch noch von anderer Seite seine
Nahrung erhalten. In Hagenau waren es die staufischen Herzoge
und Kaiser, welche ohne Dazwischenkunft bischöflicher Gewalt un-
mittelbar ihre Hand zum Ausbau der Stadtverfassung boten.
Konrad III. hatte hier auf eigenem Grund und Boden eine
Niederlassung gegründet und derselben Regel und Recht vorgezeichnet.
Auf einer Insel in der Motter hatte er sich einen herzoglichen
Palast erbant, den dann Kaiser Friedrich der Rothbart zu seiner
kaiserlichen Burg umgestaltete — ein gewaltiger Bau mit vier
eckigen Thürmen, in der Mitte ein fünfter, der stärkste und festeste,
dessen Gipfel der Reichsadler zierte, weithin sichtbar auf dem dunkeln
Hintergrunde des großen Hagenauer Forsts, wo noch zahlreiche Bären
und Füchse dem Jagdvergnügen der Kaiser dienten. Ueber dem
inneren Eingangsthore der Burg erhoben sich drei Kapellen, auf das
leste verwahrt, wo der Rothbart die Reichsinsignien aufbewahrte,
zwei Schwerter, den goldnen Reichsapfel mit dem Kreuz, den kaiser-
lichen Mantel, drei goldne Sporen, eine Albe von weißem Sammet,
zwei scharlachrothe Beinkleider und Schuhe mit Edelsteinen. Dazu
Holz vom heiligen Kreuz, der Zahn von Johann dem Täufer, St.
Mauritius Speer und andere kostbare Dinge des frommen käaiser-
lichen Aberglaubens. Hier in der Burg zu Hagenau sollte das
alles für den Erben, den gewaltigen Heinrich verwahrt sein, als der
Kaiser in den Kyffhäuser schlafen ging. Möchte sein, daß heute die
Deutschen in dem alten Hagenau, wenn nicht die Krone, so doch den
Geist des deutschen Reichs wiedergefunden haben!
Für Hagenau aber war 1164 das Geburtsjahr reichsstädtischer