Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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wenig Schwierigkeiten, daß an eine planmäßige Verwaltungsmaßregel 
des allerchristlichsten Königs hierbei gedacht werden darf. Wenn man 
zu alledem an die steigende Ausbreitung der Jesuiten und anderer 
Orden in Straßburg sofort nach Beginn der französischen Herrschaft 
sich erinnert, so dürfte man die Elemente leicht errathen, welche die 
französische Occupation begünstigten. 
Doch auch den Katholiken fällt eine eigentlich handelnde Rolle in 
der greßen Katastrophe nicht zu; das vorherrschende Symptom des 
Straßburger Falles war Unthätigkeit, Kleinmut, Hilflosigkeit, Re- 
signation. Auch die Verhandlungen des Rathes tragen dieses Ge- 
präge von dem ersten Momente, in welchem die Huldigungsfrage auf- 
tauchte, an sich. Die im Dezember von Frankreich gestellte kategorische 
Forderung wagte man gar nicht zu beantworten; das eigentlich be- 
zeichnende an der Entwickelung der Dinge scheint uns zu sein, daß 
es zu einer einfachen bündigen Ablehnung der französischen Zumu- 
tungen gar nicht kam. Man wartete die Conferenzen in Frankfurt 
al, allein die Verhandlungen zerschlugen sich; man unterhandelte mit 
Mercy, aber man wünschte durchaus nicht einen Conflict mit Frankreich 
herbeizuführen. Während Frankreich in alle Welt hinaus schrie, der 
Kaiser wolle Straßburg überfallen und habe 40,000 Mann gesam- 
melt, schob es dem Gegner die Absichten zu, die es selber hatte. 
Obwol nach den eigenen Berichten Frischmanns Rath und 
Bevölkerung der Stadt der Ueberzeugung waren, daß die Bewegungen 
franzssischer Truppen im Elsaß, die doch nicht gänzlich verschwiegen 
bleiben konnten, gegen die Freiheit der Stadt gerichtet seien, ließ sich 
der Rath dennoch, um nur jeden Anstoß aus dem Wege zu räumen, 
von der französischen Politik nach und nach völlig entwaffnen. Er 
gab im Februar 1681 den Vorstellungen Frankreichs Gehör und 
stellte die Arbeiten zum Wiederaufbau der Rheinschanzen ein; er ließ 
sich im März das Recht auf den Besitz von 1200 Schweizersoldaten 
vom französischen Minister absprechen, die man zum Schutze der Stadt 
gemiethet, und er entließ in Folge dieser Rerlamationen Frankreichs 
seine einzigen schlagfertigen Truppen. Der Rath in steigender Angst
	        
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