Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

365 
wüstung und Plünderung preisgeben werde, wenn er genötigt wäre, 
sie mit stürmender Hand zu erobern. Es fehlte nicht an den bekann- 
ten theatralischen Scenen heftiger Ausbrüche, durch welche französische 
Generale bis auf Napoleon I. so oftmals bei Unterhandlungen Ein- 
schüchterung und Erfolge bewirkten. 
In Straßburg folgte auf die patriotische Erhebung und den 
begeisterten Aufruf zur Vertheidigung, den die Sturmglocken am 
Sonntagsmorgen wach gerufen, sehr rasch eine gewaltige Ernüchte- 
rung der Gemüter. Schneller als die Franzosen gehofft hatten, war 
die große Masse in Schrecken gesetzt worden. So lange man meinte, 
es handle sich um einen Kampf mit den Dragonern Asfelds, war aller 
Mut unter den Bürgern vorhanden, aber Montclars 30,000 Mann 
und Louvois Drohungen hatten schon am Montag Abends eine voll- 
ständige Umstimmung hervorgebracht. Bezeichnend für diese erschüt- 
ternde Wirkung. sind die Bemerkungen des französischen Gesandten 
Frischmann in Briefen an Louvois während der Cernirung der Stadt: 
Der Stadtrath war für die Sicherheit der Person Frischmanns so 
sehr besorgt, daß er, um ihn vor Insulten zu schützen eine starke 
Wache vor sein Haus legte, die ihn verhinderte auszugehn. Frischmann 
will dagegen die Nothwendigkeit der Maßregel nicht nur nicht aner- 
kennen, sondern er meint, daß sie gegen ihn gerichtet sei, um ihn zu 
verhindern, unter der Bevölkerung für die Capitulation zu wirken. 
Leuvois hatte den Abgesandten des Raths nur eine äußerst 
geringe Bedenkzeit gegeben. Nur mit Mühe ließ er sich eine Frist- 
erstreckung bis Mittwoch um sieben Uhr gefallen. Die Schöffen, welche 
der Stadtrath zur Berathung berief, und denen sich eine Anzahl von 
Notabeln der Stadt, wie Professoren, Mitglieder des Kirchenconvents 
und andere beigesellen durften, waren rasch für die Annahme der Ca- 
pitulation bestimmt worden. Der nüchterne Sinn, welcher in dem 
Berichte des Stadtraths Joachim Franz über die Ursachen der Capi- 
tulation dem heutigen Leser nicht geringes Erstaunen erregt, war die 
Grundstimmung dieser Versammlung. Die „kurze jedoch gründliche 
Erzählung der Ursachen, warum sich die Stadt Straßburg an den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.