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Keite bricht, so jubelt er der französischen Revolution zu, besingt
die Erstürmung der Bastille und feiert die Stadt Paris:
Dies zweite Babylon,
So viele Menschenalter schon
Ein Grab des Muthes und der Sitten,
Paris ist nun der Freiheit Thron.
Er wird aber bald bedenklich, ob die Constitution, welche die
Philosophen berathen, auch auf die thatsächlichen Verhältnisse passen
werde; wendet sich dann mit Schrecken ab vor dem Convent, kann
auch dem Directorium nicht viel gutes nachrühmen und huldigt
schließlich der Genialität Napoleons.
feffels Romane und Novellen behandeln die gewöhnlichen
Lieblingsthemata der Aufklärungslitteratur. So verschieden das
Costüm sein mag, ob modern, ob mittelalterlich, ob orientalisch, ob
idyllisch-schäferlich, immer begegnen uns dieselben Gestalten; prinz-
liche Wüstlinge, welche an der Tugend adliger Fräuleins scheitern;
verführte Mädchen, welche die Unschuld des Herzens bewahren und
schließlich noch „Männer ohne Vorurtheile“ finden; feingebildete
Waisen, welche sich durch Schicksalshärte zum Dienen verurtheilt sehen,
deren herrliche Eigenschaften aber auch in der Erniedrigung hervor-
leuchten und reiche Freier anlocken; Fürsten, die allen Ehrgeiz der
Herrschaft fabren lassen um nur Menschen zu sein; Ritter, welche
Nonnen lieben und à la Toggenburg im Angesicht des Klesters ihre
Tage vertrauern. Standesschranken in der Liebe, heimliche Ehen
und ihre Folgen sind ein vielgebrauchtes Motiv. Auch an Räuber-
und Corsarengeschichten fehlt es nicht. Gespenster werden nur als
Masken zur Heilung vom Aberglauben eingeführt. Dazu kommen
Erzählungen aus der Schreckenszeit der Revolution, meist edle Aristo-
kraten, die unschuldig verfolgt, aber zuletzt gerettet werden, die sich
übrigens zu dem Grundsatz bekennen: „Wenn man Meonsch ist, ist
man mehr als Baron.“
Pfeffels Personen sind alle edelmüthig, aufgeklärt und tugend-
haft: Bösewichter scheinen kaum zu existiren, oder wenn sie einmal