Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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dem ist er ein Wiedergeborener, ein Erweckter, wie es der Pietismus 
nannte. Seine Lieder fließen aus dieser Gesinnung. Sie lehnen 
sich an die Weise älterer lutherischer Sänger wie Paul Gerhardt. 
Sie athmen jene einfache kraftvolle ihrer selbst gewisse Frömmicgkeit, 
die zu jeder Zeit verstanden wird, ob man nun gläubig sei oder nicht. 
Wir sehen, der elsässische Parnaß des achtzehnten Jahrhunderts 
ist nicht sehr bevölkert. Dennoch war der litterarische Glanz des 
Elsasses noch nicht ganz verblaßt. Nur sammelt er sich fast ausschließ- 
lich um die Universität und auch hier nur um wenige Häupter. 
Durch Philologen, Historiker und Staatsrechtslehrer wie Samuel 
„Gloner, Mathias Bernegger, Heinrich Bökler; durch die Nähe Frank- 
reichs und die bequemere Gelegenheit Französisch zu lernen — war 
Straßburg gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zu einer 
Prinzenuniversität geworden, welche die vornehme Welt aus allen 
Theilen Deutschlands (wenn auch niemals in sehr großer Zahl) besuchte. 
An der theologischen Facultät wirkten Männer von Ruf 
und Ansehen. Außer den schon erwähnten Lehrern Speners, Konrad 
Dannhauer und Johannes Schmidt sind um und nach 1650 der 
zelotische Dorsche, der als Kirchenhistoriker berühmte Bebel und der 
um die Erklärung des alten Testaments verdiente Sebastian Schmidt 
zu nennen. 
Aber unter dem französischen Regiment war es mit dem Ge- 
deihen der protestantischen Theologie zu Ende. Gleich nach der An- 
nexion wurde ein jesuitisches Seminar und ein Collegium zur Er- 
ziehung der Jugend gegründet und 1701 die Molsheimische Uni- 
versität (S. 306) nach Straßburg verlegt. Die protestantische Facultät 
war nunmehr das Ziel fortwährender offener und versteckter Angriffe, 
Verläumdungen und Intriguen. Manche bedeutende Lehrer wollten 
unter solchen Umständen nicht bleiben und Auswärtige begaben sich 
nicht leicht auf so unterwühlten Boden. Es trat eine Art Erstarrung 
der theologischen Wissenschaft ein. Spener, der berühmteste Zögling 
der Straßburger Schule, übte keine Rückwirkung auf dieselbe aus. 
Wittenberg und Straßburg waren die letzten Hauptburgen der
	        
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