Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

01 
Regierung von Frankreich vollständig zu Frieden und Einigkeit ge- 
bracht worden wären. 
Aber schon nach wenigen Jahren war der Friedensrausch ver- 
gessen und im österreichischen Erbfolgekriege streiften die ungarischen 
Reiter Maria Theresias, wie zu den Zeiten jener Enkel Karls des 
Großen abermals und abermals über den Rhein in das Elsaß, und 
bereiteten eben soviel Schrecken, wie damals, als der Streit um die 
Rheingrenze begann, welchen Schörflin in offiziellem Auftrag als 
erloschen erklären mußte. Auf die Elsässer machte es jedoch gar 
keinen Eindruck, als der Husarenolerst Menzel in einem Manifest 
sie aufforderte, zum deutschen Reiche zurückzukehren; und Ludwig XV. 
wurde nur mit um so größerer ja mit unglaublicher Verehrung 
im Elsaß empfangen, als er im Herbste 1744 selbst kam, um den 
Krieg zu leiten und die Treue der deutschen Bevölkerung zu befestigen. 
Was konnte dem gegenüber der Schatten des Kaiserthums unter 
den Elsässern für einen Eindruck hervorbringen? Kaiser Karl VII. 
war in diesem Augenblicke aus seinem bairischen Stammlande ver- 
trieben worden und flüchtete vor denselben österreichischen Truppen, 
welche die Losreißung des Elsasses von Frankreich herbeizuführen 
dachten. Wenn aber Oesterreich über die Absichten der pragmati- 
schen Sanction hinausgehend, den unerwarteten und in Deutschland 
überraschenden Versuch machte, das neue lothringische Haus mit der 
deutschen Kaiserwürde selbst schmücken zu lassen, so war es doch bei 
weitem nicht stark genug, um sich gegen Frankreich und Preußen 
zugleich im Felde zu behaupten. Der Einfall König Friedrichs II. 
in Böhmen im Sommer 1744 nötigte die ungarischen Truppen zum 
räschen Rückzug aus dem Elsaß. Im ganzen Erbfolgekriege wurde 
von Oesterreich kein weiterer Versuch gewagt, den Besitz des Elsasses 
den Franzosen streitig zu machen. 
Aber erst der siebenjährige Krieg führte jene merkwürdige 
Machtverschiebung herbei, deren man sich schon vor dem Erbfolge- 
kriege zu erfreuen glaubte, und erst Preußens wachsende Stärke trieb 
Oesterreich in die Arme des französischen Reiches, welches seine Er- 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.