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faltigen Neuerungen im Gebiete der Verwaltung abgeneigt; wenn
Klinglin auf einem Verpachtungssystem in Bezug auf Zölle und
Steuern bestand, weil die eigene Verwaltung des Raths äußerst
schlecht war, wenn er auf rationelle Forstwirthschaft drang, wenn
er Güterverkäufe vornehmen ließ, weil die Erträgnisse schlecht waren
und die Capitalien besser angelegt werden konnten, so befand er
sich im fortwährenden Streit mit dem Rath. Gleichwol mußte all-
gemein zugestanden werden, daß während seiner 20jährigen Verwal-
tung Handel und Wandel wie noch niemals blühten. Gewaltige
Bauten brachten den Handwerkern viele Beschäftigung, Künste und
Wissenschaften wurden von dem königlichen Prätor begünstigt. Er
hatte einen Anhang, der in gewissen Classen um so größer war, je ver-
schwenderischer er lebte, und je mehr er durch Glanz zu blenden wußte.
Seine legalen jährlichen Einkünfte berechnete man auf 32,000 L.;
es erleidet aber keinen Zweifel, daß er auf unrechtmäßige Weise bei
weitem mehr erwarb und daß er den betrügerischen Gewinn mit dem
Minister dlArgenson theilte. Dafür war dieser sein Gönner und seine
Stütze bei Hofe gegenüber allen Anklagen, bis im Jahre 1752 der
Einfluß des Finanzministers Machault den König Ludwig dazu be-
stimmte, gegen Klinglin einen Prozeß anstrengen zu lassen, der mit
dessen Verurtheilung endigte. Wie man aber im Volke die Sache
noch 20 Jahre später betrachtete, davon giebt uns Goethe ein merk-
würdiges Zeugnis, wenn er erzählt, daß man noch häufig „in Straß-
burg des unglücklichen Prätors gedacht, der, nachdem er die höchste
Stufe irdischer Glückseligkeit erstiegen, Stadt und Land fast unum-
schränkt beherrscht und alles genossen, was Vermögen, Rang und
Einfluß nur gewähren können, endlich die Hofgunst verloren habe,
und wegen alles dessen was man ihm früher nachgesehen, zur Ver-
antwortung. gezogen worden, ig sogar-in, den Kerker gebracht, wo##. #
über siebenzig Jahre alt, eines zweidentigen Todes verblichen
„ So findet sich, in dem Leben, dieses Mannes, wenn wir ung
nicht täuschen, ein getreues Abbild der Verhältnisse.,, welche Frank-
reich im Elsaß. geschaffen. Ueberall untergräbt es die alten aller-
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