Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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dings vielfach vermorschten Zustände, überall erhebt es sich für Be- 
wegung, Neuerung, Verbesserung, Thätigkeit und regt die conserva- 
tiven Gemüter zum Widerspruche auf, die sich von den Grundsätzen 
städtischer Rathsgewalt und patriachalischer Stadtverwaltung nicht 
trennen mögen. Aber dieses Neue zeigt auch die Schäden einer 
absoluten und willkürlichen Regierung, welche die mannigfaltigsten 
Laster duldet oder begünstigt und ein System tiefer Comuption her- 
beiführt. Das Land wird rücksichtslos von der Regierung ausgebeutet, 
aber sie bietet ihm dafür Vortheile materieller Art. Alles muß dazu 
dienen, die Steuerkraft zu heben, die Einkünfte der Regierung zu 
vermehren. Was man in Straßburg durch tiefeingreifende Aenderun- 
gen in der Stadtverwaltung gewinnt, wird durch zahlreiche Bauten 
von Kasernen und Festungswerken wieder verbraucht. Es ist ein 
bodenloser Abgrund, in welchen die französische Regierung die auf 
alle Weise eröffneten Hilfsquellen des reichen Landes wieder fallen 
läßt. Alle Hebung der Cultur, alle Bewegung der ökonomischen 
Kräfte bleiben ohne Resultate, ohne Gewinn für die Zukunft, — 
das ist genau derselbe Zustand, wie er in allen Provinzen Frankreichs 
herrschte und wie er überall die große Umwälzung vorbereitete. 
Ueber Einnahmen und Ausgaben der Städte und Gemeinden 
des Elsasses sind wir nicht gleichmäßig gut unterrichtet. Wir finden 
im allgemeinen die Angabe, daß die im Jahre 1697 auf 120,000 L. 
berechnete Kopfsteuer sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
auf die ansehnliche Summe von 9,000,000 L. vermehrte. Nur von 
Straßburg liegen genauere Daten über die ökonomische Lage vor. 
Die Stadt wurde durch außerordentliche Steuern stärker in Anspruch 
genommen, als das übrige Elsaß. Diese betrugen im Jahre 1758 
durch sechs Jahre jährlich 100,000 L., während die übrigen Städte 
zusammen nur 63.460 L. bezahlten. Es war allerdings eine richtige 
Verwaltungsmaßregel Klinglins, wenn er die zahlreichen nur ein bis 
zwei Precent tragenden Stadtgüter verkaufte; aber die nie zu be- 
friedigende französische Regierung lernte auf diese Weise die reichen 
Einnahmsquellen Straßburgs nur zu gut kennen, stellte immer höhere
	        
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