Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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burgs und der übrigen Städte für die neuen Ideen zu gewinnen 
und zu bearbeiten. Der Maire selbst beförderte die Gründung der 
Volksgesellschaften, welche ven Paris ausgehend über ganz Frank- 
reich verbreitet waren. Selbst Knaben wurden in Straßburg zu 
einem Club vereinigt, um die Aufgaben des neuen einheitlichen 
Vaterlandes zu berathen. Daß Dietrich sich nicht den Ehrgeiz ver- 
sagen konnte, sich selbst an die Spitze der Volksgesellschaften zu 
stellen, Vorträge zu halten, und gleichsam Parteimitglied zu sein, 
bezeichnete er selbst später als einen seiner größten Irrthümer. Denn 
schon kam die Zeit, wo das Treilen der Parteien immer heftiger und 
gefährlicher, die Gegensätze immer stärker wurden. 
Sehr bezeichnend für das Elsaß und seine deutsche Vergangen- 
heit ist es, daß keine Maßregel der französischen Gesetzgebung eine 
so gewaltige Bewegung hervorrief, wie die Gesetze über die Ein- 
ziehung der geistlichen Güter und über die Beeidigung der Priester, 
welche Ende des Jahres 1789 und Anfang 1790 von der National. 
versammlung ausgegangen waren. Es kam auf dem Lande und 
selbst in den Städten zu starken Gegenrevolutionen, als man die 
eidweigernden Priester von Seite der Regierung verjagte und die 
sogenannten geschworenen Geistlichen von Seite der Gemeinden 
zurückwies. Auch der Bischof von Straßburg, der die Flucht er- 
Kriffen hatte, wühlte durch Hirtenbriefe und geheime Boten nach 
Kräften den Boden auf; es kam zu Widersetzlichkeiten gegen die 
Anordnungen der Behörden; man vermochte nicht so rasch dem 
Gange der Revolution zu felgen. In Colmar wurden die Cem- 
missäre, welche ven Zeit zu Zeit im Elsaß erschienen waren, jetzt 
noch als königliche, später als republikanische, immer um die lang- 
samen Begriffe der provinzialen Bevölkerung aufzumuntern und zu 
steigern, sehr übel empfangen und mit der Laterne bedroht, welche 
in Paris umgekehrt nur der Schrecken der Aristokraten und Dunkel- 
männer war. Ausbrüche dieser reactionären kirchlichen Gesinnung 
waren in Straßburg von dem Maire mit vieler Umsicht durch Mut 
und geistige Ueberlegenheit verhindert worden. Auch war da, wo
	        
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