Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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hafter Flũchtling aus Hunenland, Walther von Aquitanien, gegen 
Gunther, Hagen und ihre Recken (darunter ein Trogus von Straß. 
burg), welche ihm seine Schätze und die Geliebte, die er entführt 
hat, rauben wollen. Gunther verliert ein Bein, Hagen ein Auge, 
Walther selbst die Rechte. Unter wilden Scherzreden trennen sich 
die Helden in Freundschaft. 
Kein Zweifel, daß Lieder von Siegfried, von den Nibelungen, 
von Walther und Hildegunde auch im Elsaß gesungen wurden — 
in das elsässische Tronia verlegte man später Hagens Heimat —: 
solche Gedichte, in denen sich Erinnerungen der Völkerwanderung 
mit alten heidnischen Mythen vermischen, bilden für die ganze deutsche 
Poesie des früheren Mittelalters den stillen Hintergrund. Aber sie 
liefen als Volkslieder um und die gebildeten Kreise kümmerten sich 
von Jahrhundert zu Jahrhundert immer weniger darum, nur in 
Oesterreich erfuhren sie noch einmal höhere Gunst und wurden dort 
aufgeschrieben, späte Denkmale des längst versunkenen Heidenthums. 
Unterdessen waren der Nation ganz andere Aufgaben gestellt 
worden. Von jeher sind die Deutschen mit dem Vorzug bedacht, 
die Erzeugnisse fremden Volksthumes in sich aufnehmen, verarbeiten 
und zur Ausgestaltung ihres eigenen Wesens verwerthen zu dürfen. 
Nach der Völkerwanderung begannen die Einwirkungen fremder 
Cultur. Das Christenthum, das heidnische Alterthum der Griechen 
und Remer, die selbständige Civilisation der romanischen Nationen 
waren die Geistesmächte, mit denen sich unser Volk zunächst ausein- 
ander zu setzen hatte. Alle diese Elemente vereinigt muß man sich 
denken, um zu ermessen, was Frankreich im Mittelalter für Deutsch- 
land bedeutete. Von dorther kam die Bekehrung zum Christenthum. 
don dorther wurde der Gedanke des Kaiserthums den Deutschen 
eingeimpft. Von dorther holte man sich den feinsten Schliff gelehrter 
Bildung. Von dorther kam Ritterwesen und Minnedienst, von 
dort Roman und Liebeslied im zwölften, von dort die sogenannte 
gothische Baukunst im dreizehnten Jahrhundert. 
datürlich waren es die Grenzlande, denen die Aufgabe der 
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