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punkte auch die Sache angegriffen wurde, es erhoben sich unüber-
windliche Schwierigkeiten, und es zeigte sich, daß zur Wiedergewin-
nung der alten Reichsländer vor allem ein Reich da sein müßte,
um sie aufzunehmen, daß in Deutschland selbst erst die Bedingungen
Peschaffen sein müßten, unter denen Eroberungen haltbar und dauer-
haft sein konnten. So war es denn der russischen Dplomatie nur
allzu leicht möglich geworden, gegenüber den Zukunftsträumen des
deutschen Volkes das Programm durchzuführen, welches der Graf
Capodistrias gleich nach der Schlacht von Waterloo bei der Hand
hatte, und nach welchem dem Grafen von Arteis keine beschwerlichen
Friedensbedingungen und dem französischen Volke keinerlei Zügel
seines Ehrgeizes und noch weniger eine Strafe für seine Friedens-
störungen auferlegt werden durften.
Die das Elsaß berührende einzige Abänderung des ersten Pa-
riser Friedens bestand darin, daß während dieser die Oueich zur
Grenze von Frankreich machte, im zweiten Friedensschluß Landau
abgetreten und die Grenze an die Lauter zurückgeschoben wurde.
Während übrigens die Diplomaten in Paris über die Elsaß-
Lothringische Frage verhandelten, fehlte viel, daß das Streitoljekt
in ihren Händen gewesen wäre. Denn die meisten Festungen des
Elsaß waren im Besitze der Franzosen, und General Rapp erschwerte
nicht ohne militärische Geschicklichkeit den ssterreichischen und süd-
deutschen Truppen die Besetzung des Landes, auch nachdem die Ent-
scheidung in Belgien bereits gefallen und der Einmarsch der Preußen
und Engländer in Paris erfolgt war. Denn erst in den letzten
Tagen des Juni war der Prinz von Würtemberg im Unter--Elsaß
und Fürst Schwarzenberg mit mehr als 80,000 Mann im Sundgau
eingebrechen, ohne daß man wagte Strahburg anzugreifen, dessen
Besitz vor allem nötig gewesen wäre, wenn man den deutschen An-
sprüchen Nachdruck verleihen wollte.
Nur die Festung Hüningen wurde belagert, und ihre innahme
bildete den Abschluß der kriegerischen Ereignisse im Elsaß und gab
Veranlassung zu einer der kühnsten Kriegsphantasien, welche die