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bewundert die schöne Natur auf seinen Spaziergängen, ihn erheben
die großen Ideen und all der reißende Fortschritt, von welchem die
Zeitungen erzählen. Am wärmsten wird er immer, wo#' es die Hei-
math gilt:
Das Rheinthal ist unser Vatcrland,
Das Elsaß drin sein Diamant.
Und am originellsten muthen uns noch seine mundartlichen Ge-
dichte an.
Dasselbe ungefähr, was wir von Ehrenfried Stöber bemerkten,
können wir seinen Söhnen, können wir den Friedrich Otte (Georg
Jetter), Theodor Klein, Gustav Mühl, Carl Candidus, Christian
Hackenschmidt und wie sie alle heißen, nachsagen. Der formoollen-
detste dürfte Adolf Stöber sein. Hervorragende Individualität fin-
den wir in keinem. Das locale Interesse überwiegt, es ist land-
schaftliche Poesie, die alte Sage ergibt den fruchtbarsten Steff: zu
August Stöbers „Elsässischem Sagenbuche“ haben fast alle die ge-
nannten beigetragen. Und im allgemeinen gilt: je volksthümlicher,
desto erigineller. Darum ist uns fast der Drechslermeister Daniel
Hirtz (geb. 1804) unter seinen Brüdern in Apoll der liebste: ein
einfacher gläubiger Mann von seltener Bescheidenheit —
Er singet, ob ihm gleich die Leier
Und kühner Dichterschwung gebricht —
er nimmt uns mit auf die Wanderschaft, er eröffnet uns sein Herz,
er führt uns in sein Haus ein und in das Handwerk, das er sich
erwählt, die Religion und die öffentlichen Angelegenheiten des Vater-
landes beschäftigen ihn so gut wie die Familienfeste seiner Freunde
und die kleinen Ereignisse der Provinzialstadt: aber sein Bestes gibt
er, wo er in der Mundart heimische Scenen, Anekdoten, Sitten-
bilder aus unmittelbarer Beobachtung in scharfen Umrissen zeichnet.
In ihm scheinen die alten Meistersinger, die bis an die Revolution
heran ein kümmerliches Dasein in Straßburg fristeten, wieder auf.
zuleben. Andererseits scheint Friedrich Weyermüller, Krämer zu
Niederbronn (geb. 1810), die Richtung Michael Meckerts fort-