Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Arbeiter, um tausend mehr, als im Mülhäuser Bezirk. Die Be- 
völkerungszahl stellt sich hier auf 164, dort auf 216 tausend Ein- 
wohner. Auffallend ist aber, daß auch der durchschnittliche Tagelohn 
für den Arbeiter in Colmar höher ist, als in Mülhausen, hier 
2,08 dort 2,50 Francs. Eine deutlichere Vorstellung von den Ver- 
hältnissen der Arbeiter in Mülhausen erhält man durch die Beach- 
tung ihrer regelmäßigen Bedürfnisse. Man berechnete nämlich, daß 
der einzelne Mann in den Arbeiteranstalten in Mülhausen seinen 
täglichen Bedarf mit 75 Cent. decken kann, hierbei berechnete man 
im Jahre 1860 für Dejcuner 10, für Diner 30, Souper 25 und 
u¼ Litre Wein 10 Cent. Das Diner, welches die Arbeiterküchen 
um diesen Preis liefern, ist reichlich und besteht aus Suppe, Brot, 
Fleisch, Gemüse. Nicht geringer ist die industrielle Thätigkeit im 
Bezirke von Belfort, wo 24,000 Arbeiter unter einer Gesammtbe- 
völkerung von 135,300 Menschen leben. Der Arbeitslohn stellt sich 
aber in diesem Bezirke erheblich geringer, als in Colmar und beträgt 
durchschnittlich für den Mann nur 1,95 Fr. 
Unbedeutend sind die industriellen Verhältnisse in den Bezirken 
von Zabern, Weißenburg und Schlettstadt. Die Zahl der Fabriken 
und der Fabriksarbeiter ist in allen dreien noch nicht halb so greß 
wie in Mülhausen allein. Dagegen zeigt der Straßburger Bezirk 
deutlich genug die alte Reigung für industrielle Thätigkeit, welche 
in der Geschichte der Stadt zut genug begründet wäre. Es bieten 
sich aber hier eigenthümliche Schwierigkeiten dar. Man zählt im 
Arrondissement von Straßburg 154 Werkstätten, aber nicht mehr 
als 3000 Arbeiter. Trotz dieser geringen Zahl ist kein Mangel an 
Arbeitskräften da, denn der Arbeitslohn ist hier niedriger, als in 
Colmar und in Mülhausen. So hat sich das Bild des Elsaß, wie 
wir es aus den früheren Jahrhunderten kennen, gänzlich verändert. 
Das alte Straßburg ist nicht mehr die Capitale der elsässischen 
Production, die oberen Gegenden, welche ehedem geringeren Gewerbe- 
reichthum besaßen, überflügeln die niederelsässischen Städte. Haupt- 
hindernis der zeitgemäßen Entwickelung von Straßburg ist sein enger,
	        
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