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Julirevolutien von seinem Posten verdrängt. Es folgte ihm ein
Mann, dessen Namen im Elsaß mit den Ideen des liberalen Re-
gimes verbunden ist und im vorzüglichsten Andenken in Straß-
burg steht.
Friedrich von-Türckheim, der Sohn von Goethes Lili,
wurde am 10. Dezember 1780 geboren. Er übernahm im Jahre
1806 die Leitung des väterlichen Banquiergeschäfts, nachdem er nicht
ohne schwere innere Kämpfe seine Studien und Bücher verlassen,
und einer wissenschaftlichen Laufbahn entsagte, zu der er Neigung
und Talent gehabt hätte. Er schleß sich dem Präfecten Lezay-Mar-
nesia freundschaftlich an, zu dem ihn mancherlei Berührungspunkte
hinzogen und mit dem er die Vorliebe für Cultivirung des Landes
theilte. Seine prachtvolle Besitzung Thumenau, wenige Stunden
südlich von Straßburg, war auf beiden Seiten des Rheins in un-
wirtlichster Gegend entstanden. An den sandigen Flußufern erhoben
sich Wälder und Gärten seiner eigenen Anlage. Seine politische
Wirksamkeit begann er erst in seinem 44. Jahre. Er wurde in das
erste von Karl X. berufene Parlament gewählt, und hielt sich zur
strengsten Verfassungspartei. Von seiner Thätigkeit in der Kammer
darf man als lehrreich für die ökonomischen Verhältnisse des Unter-
Elsaß nicht unbeachtet lassen, daß er im Vereine mit dem späteren
Finanzminister Humann gegen das Tabakmonopol auftrat, da
es die Interessen seiner fleißigen Landsleute auf das entschiedenste
schädigte. Seine Wahl und Ernennung zum Maire von Straß-
burg, welche das freudigste Aufsehen erregte, bestimmte ihn, sein
Mandat als Deputirter niederzulegen, da er sich den Aufgaben der
Stadt ausschließlich zu widmen wünschte. Nur die Generalver-
sammlungen des Departements fanden in ihm einen thätigen Prä-
sidenten, und erst im Jahre 1835, nachdem er das Bürgermeister-
amt resignirt hatte, ließ er sich noch einmal in die Kammer wählen,
wo aber die Partei, der er sich anschloh, bald das Ruder aus der
Hand verler. Er bemühte sich neben den landwirtschaftlichen Inter-
essen auch für die der Protestanten im Elsaß, wie er denn Präsident