Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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burg scheint man keinen freieren Blick in die militärische Lage der 
Dinge bewahrt zu haben, als in dem Heere des Imperators, wo 
man die Landkarten von Preußen in die Tasche gesteckt hatte, aber 
den Compaß für Elsaß und Lothringen vergessen und verloren. 
Wären nicht auch unsere elsässischen Brüder so gut wie die Fran- 
zosen von gallischer Verblendung bethört gewesen, so hätte nicht die 
schöne Bibliothek von Straßburg ein Opfer des Krieges werden 
müssen. Und noch aus einem andern Umstande läßt sich erkennen, 
wie wenig ruhige Erwägung im Elsaß, wie unter den Franzosen 
vorhanden war. Denn einem uralten, man möchte sagen stammes- 
eigenthümlichen, Zuge folgend flüchteten sich die Landleute von nah 
und fern hinter die Mauern des' nie eroberten Straßburg, um dann 
die Not der belagerten Stadt zu vermehren. 
Ee folgte der vierte und sechste August. Das weite elsässische 
Land lag zu den Füßen seiner unwillkommenen, ja verhaßten Be- 
freier, dort wo vor dreihundertundachtzehn Jahren die franzäösische 
Raubsucht ihren Anfang genommen, um Metz spielte man den ge- 
waltigen dritten Act des großen Dramas, welches mit dem erschüt- 
ternden Zusammenbruch eines ganzen Volkes schloß. Denn des 
Imperators Fall war nicht das Ende, wie er auch nicht der Held 
des Dramas war. Es ist ein überlieferungswürdiges Wort von 
Leopold Ranke, das er in den Tagen der größten Erbitcerung beider 
Nationen sagte: Deutschland führte den Krieg nicht gegen Napoleon 
und nichtgegen das französische Volk, sondern gegen Ludwigs XIV. Geist. 
Inzwischen wurde am 13. August die Einschließung von Straß- 
burg begonnen. Die deutschen Geschosse trafen so furchtbar sicher 
ihr Ziel, und doch mußte der tapfere Commandant die französische 
Ehre wahren. Alle Stadien einer regelrechten Belagerung bis auf 
die letzte, von der Menschlichkeit gerne vermiedene Katastrophe sollte 
die unglückliche Stadt, die siebenhundertjährige jungfräuliche Festung, 
erdulden. Seit der Belagerung des Königs Philipp von Schwaben 
im Jahre 1199 hatte sie keine regelrechte, kunstgemäße Eroberung 
erlebt. Es war, als ob die Schande des französischen Ueberfalls 
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