Geschichtschreiber des dreizehnten Jahrhunderts.
Für die Straßburger war es ein bedeutender Moment, als sie
im Jahre 1262 ihren Bischof bei Hausbergen aus dem Felde schlu-
gen (oben S. 29). Für das ganze Elsaß war es ein großes Er-
eignis, daß im Jahre 1273 ihr Landgraf Rudolf von Habsburg
deutscher Kaiser wurde (S. 46). Diese beiden Begebenheiten sind
es, welche die elsässische Geschichtschreibung ins Leben rufen.
Was man früher von historischen. Werken hier algefaßt hatte,
will nicht viel sagen. Aber mit der Schlacht von Hansbergen und
mit der Erhebung Rudolfs von Habsburg wurde das ganz anders.
War es nicht eine große Bethätigung städtischer Macht, als man
jenen glänzenden Sieg erfecht? Mußte er nicht das schon früher
hochgesteigerte bürgerliche Selbstgefühl noch beträchtlich heben? Und
Rudolf von Habsburg, hatte er ihnen nicht oftmals schon Armeen
angeführt? War er nicht vom Elsaß ausgezogen, um das Reich in
seine Schlachten schlug? Kehrte er nicht ins Elsaß stets zurück,
wenn er frischer Kräfte bedurfte? Wenig hatten sich die blühenden Lande
des Oberrheins sonst um die ferne Ostmark an der Donau geküm-
mert. Nun härten sie von König Ottokar und seinen Böhmen, sie
hörten von Ungarn, Jazygen und Kumanen: und mitten in dieser
seltsamen Welt nistete sich ihr Landgraf ein. Sie verfolgten seine
Laufbahn mit stets wachsendem Interesse, das sich auch auf seinen
Sohn Albrecht noch übertrug.
Alle diese Zeitläufte durchlebte ein Bürger von Straßburg,
Namens Ellenhard, den „großen Ellenhard vor dem Münster“
nannten ihn seine Mitbürger. Während der Schlacht von Hausbergen
versah er bereits Wachdienste in der Stadt. Von 1284 bis zu
seinem Tode 1304 war er Inspecter des Münsterbaues und neben-
bei Armenpfleger: selbst ein patriotischer, wohlthätiger und gebil-
deter Mann, der aus eigenen Mitteln viel zur Förderung des Baues
und der städtischen Humanitätsanstalten beitrug. Das Münster hat
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