Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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keineswegs mit ihr identisch, wie der Pantheismus will. Aber die 
Gottheit erscheint ihm wie ein unendliches Meer von unergründlicher 
Tiefe und auf ihrem Grunde ruhen von Ewigkeit her alle Creaturen. 
Doch ruhen sie da als bloße Möglichkeiten, wie ungeschaffene Kunst- 
werke im Geiste des Künstlers. Es muß ein Willensact des Schöpfers 
sie emporrufen, wenn sie in wirkliche Existenz treten sollen. 
Diesem stillen unergründlichen Wesen der Gottheit 
nun kann die menschliche Seele gleich werden. Denn ihr 
ist von ihrem Ursprung her ein Fünklein der göttlichen Herrlichkeit 
geblieben. Wenn sie sich alles Irdischen abthut, sich „ven den 
Creaturen scheidet“; wenn sie in völlige Armuth des Leiblichen ver- 
sinkt; wenn alles Zeitliche für sie todt ist; wenn sie nackt und bloß 
dasteht; wenn sie sich des Vergänglichen entledigt, welches ihr das 
Licht verdüstert; wenn sie von niederen Dingen nicht so viel an sich 
hat als eine Nadelspitze tragen kann; kurz wenn sie mit aller Macht 
im höchsten Maß erfolgreich jenen Kampf gegen den Körper durch- 
führt: so offenbart sich der dreicinige Gott in ihr oder so wird — 
wie sich Eckard ausdrückt — der Sohn Gottes in ihr geboren. „Der 
Mensch kann das erringen durch Gnade, was Christus hatte von 
Natur; ein solcher Mensch ist Gott und Mensch“; die Erscheinung 
des Gottmenschen erncuert sich in verkleinertem Maße. Auf diese 
Weise ist Christus ein Vorbild des menschlichen Lebens, so können 
wir Christo nachfolgen. 
Die Polemik gegen den Körper gestaltet sich bei Eckard folge- 
richtig zur Ausmalung eines idealischen Zustandes, in welchem des 
Menschen edelster Trieb, die feinste, die oberste Kraft seiner Seele 
aufgeht in Gott. Wie Archimedes vertieft war, der den Ruf des 
plündernden Soldaten nicht hörte, so sollen wir uns sammeln um die 
einige ewige Wahrheit zu schauen. Wie das Feuer alles in Feuer 
verwandelt was ihm zugeführt wird, so verwandelt Gott uns in 
Gett. Die Seele wird mit der Gottheit vereint, so daßh sie in ihr 
nicht mehr als ein besenderes Wesen gefunden werden kann, so wenig 
wie ein Tropfen Wein mitten im Meer.
	        
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