208 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
VII.
Am 5. September traten der Generalfeldmarschall und ich unsere erste
Fahrt nach dem Westen an. Wir fuhren über Charleville, wo das Große
Hauptquartier bisher noch seinen Sitz hatte, nach Cambrai, dem Haupt-
quartier des Kronprinzen Rupprecht von Bayern.
Vor Charleville begrüßte uns der Kronprinz. Eine Kompagnie des
berühmten Sturmbataillons v. Rohr bildete die Ehrenwache für den Gene-
ralfeldmarschall. Ich sah zum ersten Male eine geschlossene Formation im
Sturmanzuge mit dem so überaus nützlichen Stahlhelm. Im Osten kannten
wir das nicht. Der Kronprinz war über die Einstellung des Angriffs auf
Verdun in hohem Maße befriedigt, es wäre ihm damit ein langgehegter
Wunsch erfüllt worden. Er streifte dann andere Fragen und betonte auch
mir gegenüber seinen Wunsch nach Frieden; wie dieser aber von der En-
tente zu erlangen sei, sagte er mir nicht.
In Charleville sah der Generalfeldmarschall die Herren des Großen
Hauptquartiers. Die Trennung der Obersten Heeresleitung in zwei Grup-
pen und die überaus große räumliche Entfernung zwischen Pleß und
Charleville hatten sich für das Ganze störend bemerkbar gemacht. Die
guten Fernsprech= und Fernschreibeverbindungen konnten die münd-
liche Aussprache nicht ersetzen. Ich hätte gern das Hauptquartier im
Westen, wenn auch nicht in Charleville, das ungünstig lag, vereinigt. In
Belgien und Frankreich hatten die deutschen Truppen die ganze Schwere
des Kampfes in der unerbittlichsten Form zu ertragen. Der Drang, dem
räumlich nahe zu sein, war natürlich. Die Oberste Heeresleitung mußte
aber in Pleß bleiben, da die Operationen gegen Rumänien eine enge Ver-
bindung mit General v. Conrad in Teschen zur Voraussetzung hatten. Das
Große Hauptquartier wurde daher nach dem Osten verlegt. Es fand in
Pleß, Kattowitz und anderen Orten Unterkunft.
Am 7. vormittags fand die Besprechung in Cambrai statt, während
an der Somme erbittert gestritten wurde. Alles stand unter dem tiefen
Eindrucke dieser so überaus schweren Kämpfe.
Die Gliederung der Westfront war damals keine glückliche. Das Zu-
sammenfassen der Armeen zu Heeresgruppen war noch nicht weit genug
gediehen. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht war unter dem Ein-
drucke der Sommeschlacht im August entstanden. Sie umfaßte jetzt die
6. Armee vor Arras, die Kronprinz Rupprecht bisher selbst befehligt hatte,
und die beiden Kampfarmeen, die 1. und 2. Armee unter den Generalen
Fritz v. Below und v. Gallwitz. Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz war
älter; sie setzte sich zusammen aus der 3. Armee bei Reims, der 5. vor Ver-
dun, die der Kronprinz selbst führte, und den Armeeabteilungen A und B