Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Verpflegungslage der Verbündeten 281 
  
  
Bundesgenossen und deren Geschäftsgebaren bot dies die sicherste Gewähr 
für die dauernde Berücksichtigung unserer kriegswirtschaftlichen Ansprüche. 
Die Verbündeten gingen hierauf ein. 
Ein Festsetzen Bulgariens in der ganzen Dobrudscha entsprach nicht 
unseren Interessen. Der ursprünglich bulgarische Teil, den es eben erst 
nach dem zweiten Balkankriege an Rumänien abgetreten hatte, war von 
ihm nach dem Vertrage vom Herbst 1915 sofort in Verwaltung genommen. 
Es war damit vorläufig abgefunden. Die Überlassung der übrigen 
Dobrudscha und damit des Schienenstranges Tschernawoda—Konstantza 
bedeutete nach der damaligen Weltlage auch die Überlassung des dritten 
und letzten Welthandelsweges aus Mitteleuropa nach der Türkei an Bul- 
garien, das die Wege über Saloniki und Sofia bereits kontrollierte. 
Unserem Handel nach der Türkei mußten aus dieser Verkehrsmonopol= 
stellung Bulgariens schwere Nachteile entstehen. Er hatte schon unter 
der eigensüchtigen Haltung ÖOsterreich-Ungarns genug zu tragen. In der 
Dobrudscha deckten sich die deutschen mit den türkischen und österreichischen 
Interessen. Trotzdem nahm Wien in den bulgarischen Fragen immer eine 
unklare Haltung uns gegenüber ein. Es war deshalb nicht sicher, wie sich 
das k. u. k. Oberkommando stellen würde. Bulgariens Interessen lief meine 
Absicht in gewisser Weise zuwider. Ich hatte indes die Genugtuung, daß 
alle Bundesgenossen der Einrichtung einer deutschen Etappenverwaltung 
in der Dobrudscha zustimmten. Sie wurde dem Heeresgruppenkommando 
des Generals v. Mackensen unterstellt und erstreckte sich auf das Gebiet 
von der Südgrenze der alten rumänischen Dobrudscha bis zu einer 
Linie etwa 20 km nördlich der Bahn Tschernawoda—Konstantza. Der 
übrige Teil blieb Operationsgebiet der 3. bulgarischen Armee und damit 
unter bulgarischer Verwaltung. 
Die Bulgaren bereiteten sehr bald den deutschen Behörden in der 
Dobrudscha, an deren Spitze General Kurt v. Unger stand, viele Schwierig-= 
keiten. Auch an die Oberste Heeresleitung traten sie heran. Ich blieb den 
bulgarischen Wünschen auf Überlassung der Verwaltung im Etappengebiet 
gegenüber fest und wurde darin durch die Haltung der deutschen Dienst- 
stellen unterstützt, die hochgemut den Kampf gegen die selbstsüchtige Hand- 
lungsweise unserer Bundesgenossen durchführten. Naturgemäß mußte die 
Verwaltung des Landes darunter leiden, aber General v. Unger und seine 
deutschen Etappenkommandanten sorgten dafür, daß die reichen Ölbestände 
Konstantzas und auch die übrigen Rohstoffe richtig aus dem Etappengebiet 
herauskamen und damit die Verwendung fanden, die in unserm und der 
Bundesgenossen Interesse lag. Das Land wurde so bewirtschaftet, wie es 
unter den schwierigen Verhältnissen möglich war. Wenn die bulgarische 
Armee aus der Dobrudscha nicht die Verpflegung erhielt, die produziert
	        
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