Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Begleitwaffen der Infanterie. — Flieger 463 
  
  
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rungen. Ich legte ihm ans Herz, den Tankbau energisch zu fördern. 
Möglich, daß ich schärferen Druck hätte ausüben müssen, möglich, daß wir 
dann zur Entscheidung 1918 einige Tanks mehr gehabt hätten; ich weiß 
aber nicht, welchen Heeresbedarf wir dafür hätten zurückstellen sollen. 
Mehr Arbeiter konnten nicht entlassen werden, die Heimatbehörden 
brachten keine auf. Wären sie verfügbar geworden, dann mußten wir sie 
als Ersatz für das Heer haben. Zum Masseneinsatz von Tanks wären wir 
1918 nie gekommen, und nur in der Masse hat der Tank seine Bedeutung. 
Als gegen Ende des Krieges die Industrie imstande war, Tanks 
schneller und zahlreicher zu bauen, hat die Oberste Heeresleitung beim 
Kriegsamt eine größere Anzahl in Bestellung gegeben. 
Zur Unterstützung des Infanterieangriffs durch Flieger wurden be- 
sondere Schlachtenflieger-Abteilungen aufgestellt. Diese griffen, wie es bisher 
einzelne Flieger getan hatten, hoch aus der Luft herabstoßend und dicht über 
den Boden hinwegfliegend, mit Maschinengewehren und leichten Bomben 
die feindlichen Infanterielinien, die Artillerie und, wie es sich immer mehr 
herausbildete, auch die feindlichen Reserven, Kolonnen und Trains sowie 
von weither anrückende Marschkolonnen an. Ursprünglich zur Begleitwaffe 
der Infanterie bestimmt, wurden diesen Schlachtstaffeln zum Schluß auch 
große taktische Aufgaben gestellt. Damit gewann die Fliegerwaffe ein 
neues Betätigungsgebiet von allergrößter Bedeutung. Die Flieger waren 
nicht nur Erkundungsorgane, die in Ausübung dieser Tätigkeit zu kämpfen 
hatten, sie waren nicht nur Bombenträger zu Zerstörungen weit im Rücken 
des Feindes, sie hatten auch, ebenso wie Infanterie und Artillerie und alle 
übrigen Waffen, in den Kampf auf der Erde einzugreifen. Sie waren wie 
die anderen Kampfwaffen eine Vernichtungswaffe in der großen Erdschlacht. 
Dies wurde ihr Zweck, der Luftkampf blieb nur Mittel hierzu. 
Für das Vordringen der Infanterie in der Angriffsschlacht war die 
vorbereitende Massenwirkung der Artillerie von ausschlaggebender Be- 
deutung. 20 bis 30 Batterien, also etwa 100 Geschütze, auf 1 km der An- 
griffsfront sollten beim Angriff eingesetzt werden; das waren Zahlen, an 
die früher kein Mensch geglaubt hatte; noch weniger hatte man jemals an 
die Munitionsmengen gedacht, die sie auf den Feind warfen. Es waren 
tatsächlich Massenwirkungen! Und trotzdem gab es so unendlich viel Platz 
in der weiten Natur: selbst diese Stahlmassen zerschlugen nicht alles Leben, 
die Infanterie fand immer noch viel zu viel Arbeit. 
Diese Artilleriemassen gehörten mit ihren Munitionsmengen dicht an 
die vordersten Linien heran; sie konnten nur dann ihre Schußweiten weit 
in den Feind hinein ohne Stellungswechsel ausnutzen. Sie mußten dabei 
in Deckung gegen Sicht nach vorn und aus der Luft sein. Aus diesen Stel- 
lungen heraus war kein tagelanger Artilleriekampf zu führen, die frei-
	        
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