Aufzeichnungen des Generals v. Bartenwerffer 323
dorff stelle in Aussicht, bis zur nächsten Ernte England klein zu haben. Die
Erfahrungen der U-Boote in den letzten Monaten, die größere Zahl von
Booten, Englands schlechte wirtschaftliche Lage bilden allerdings einen
Zuwachs an Chance. Im großen sind die Aussichten für den rücksichtslosen
U. Bootkrieg recht günstig. Beweiskräftig lassen sich die Aussichten freilich
nicht hinstellen. Man müsse sich klar sein, daß große militärische Schläge,
nach der militärischen Lage, kaum möglich seien, um den Sieg zu erringen.
Der U-Bootkrieg ist „die letzte Karte“. Ein sehr ernster Entschluß!
„Wenn aber die militärischen Stellen den U-Boot-
krieg für notwendig halten, so bin ich nicht in der
Lage, zu widersfsprecher.“
Feldmarschall: Wir sind gerüstet, um allen Eventualitäten zu begegnen,
gegen Amerika, Dänemark, Holland und auch die Schweiz.
Der Unterwasser-Kreuzerkrieg bringt nur eine geringe Steigerung der
bisherigen Erfolge. Wir brauchen das energischste, rücksichtsloseste Handeln,
das sich erreichen läßt; deshalb den rücksichtslosen U--Bootkrieg, vom 1. 2.
1917 ab. Der Krieg muß beschleunigt zu Ende gebracht werden, obwohl
wir ihn noch länger durchhielten, aber der Bundesgenossen wegen.
Kanzler: Es läßt sich denken, daß der U-Bootkrieg das Kriegsende
hinausschiebt.
General Ludendorff: Der U-Bootkrieg bringt auch unsere Armeen
in eine andere, bessere Lage. Durch den Mangel an Grubenholz,
an Kohlenförderung leidet die Munitionserzeugung. Das bedeutet eine
Erleichterung für die Westfront. Wir müssen der Truppe eine zweite
Sommeschlacht ersparen. Daß diese Erleichterung eintreten wird, wird
durch unsere eigenen Verhältnisse, die Wirkung unserer Transportkrisis, be-
wiesen. Auch Rußlands Offensiokraft wird durch den Munitionsmangel,
hervorgerufen durch Schiffsraumnot, geschädigt. Die sibirische Bahn allein
genügt für Rußland nicht.
Kanzler: Amerikas Hilfe bei eventuellem Eintritt in den Krieg wird
bestehen in Lieferung von Lebensmitteln an England, finanzieller Beihilfe,
Entsendung von Flugmaschinen und von Freiwilligenkorps.
Feldmarschall: Damit werden wir schon fertig. Die Gelegenheit für
den U-Bootkrieg ist so günstig, wie kaum jemals wieder. Wir können ihn
führen und müssen ihn führen.
Kanzler: Ja, wenn der Erfolg winkt, müssen wir
auch handeln.
Feldmarschall: Wir würden uns später Vorwürfe machen, wenn wir
die Gelegenheit verpaßten.
Kanzler: Sicher ist die Lage besser als im September.
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