Die Verhandlungen vom 5. Dez. 1916 bis 24. März 1917 und das Wiener Dokument 371
Auch der Prinz meinte: Österreich müsse von Deutschland abgesondert
werden, nur damit Deutschland um so nachdrücklicher geschlagen werde.
Am 8. März folgte eine zweite Besprechung.
Am 16. März waren die Prinzen in der Schweiz. Prinz Sixtus
schickte dem Kaiser einen Überaus charakteristischen Brief. Er schrieb unter
anderem:
„Ich erachte es als meine Pflicht, Dich besonders auf folgenden Punkt
aufmerksam zu machen: Niemand ist willens, mit Deutschland zu unter-
handeln, ehe es geschlagen ist. Augenblicklich sind die Chancen für Dich so
gut, wie sie nur sein können; nie wieder wird sich Dir solche Gelegenheit
bieten, Frieden anzubieten und abzuschließen, ohne Deinerseits Verluste
zu erleiden.
Wenn es an Deutschland ist, sich den Friedensschluß mit der Entente
vorzubehalten, so wird es vorziehen, — und ich habe Dich bereits das erste-
mal durch Graf Erdödy verständigt von dem, was uns in dieser Beziehung
zur Kenntnis gekommen ist, — Rußland, Frankreich und Italien auf Kosten
der Türkei und Österreichs schadlos zu halten ... Dein eigenstes Interesse
gebietet, der erste am Start zu sein und für den Frieden einzutreten
Überdies kannst Du um so besser Frieden schließen, weil die Menschen Dir
wohlgeneigt sind, wogegen die Gefühle der Entente den Hohenzollern-
Fürsten feindselig sind..Bald wird die ganze Welt gegen Deutschland
aufgestanden, und es wird eine Unmöglichkeit sein, einen annehmbaren
Frieden zu schließen, wenn Du Dein Schicksal mit dem Deutschlands ver-
bunden hältst. Moralisch sollte es Dir nicht schwer sein, einen Rückzug zu
finden. Du könntest z. B. eine von jenen unlösbaren Fragen zwischen Dir
und den Preußen aufs Tapet bringen, etwa die Polenfrage.. Schon
hintergeht Dich Deutschland, wo es kann.“
Außerdem nennt er als Bedingungen eines Friedens:
1. Österreich erkennt das Recht Frankreichs auf Elsaß-Lothringen, wie
Frankreich es früher besaß, an.
2. Belgien muß seine Souveränität unter der jetzigen Dynastie voll-
ständig zurückerhalten. Es muß alle seine afrikanischen Besitzungen zurück-
erhalten.
3. Österreich-Ungarn erklärt sich bereit, die serbische Souveränität
unter der jetzigen Dynastie wiederherzustellen. Als Zeichen seines guten
Willens und um Serbien einen natürlichen Zugang zum Adriatischen Meere
zu verschaffen, ist ÖOsterreich-Ungarn bereit, Serbien das albanische Gebiet
zu Übergeben, das es jetzt besetzt hält. Es ist weiter bereit, freundschaftliche
Beziehungen mit Serbien dadurch zu sichern, daß es Serbien große wirt-
schaftliche Konzessionen macht.
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