Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

64 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen 
  
  
Fn 2: Auch bei rücksichtsloser Durchführung der Grundsätze zu 1 
werden wir an Zahl unseren Gegnern mehr und mehr unterlegen sein. 
Um so mehr ist es nötig, daß unsere Industrie diesen Mangel ausgleicht. 
Die Menschen — ebenso die Pferde — müssen mehr und mehr durch die 
Maschinen ersetzt werden. Dies wird um so schwieriger, als auch der 
Feind diesen Grundsatz erkannt hat. Der von mir (d. h. General 
v. Falkenhayn. Der Verfasser.) schon früher ausgesprochene Gedanke, 
daß es eine Schraube ohne Ende ist, bei der es nur darauf an- 
kommt, wer die Schraube rechtzeitig am weitesten andrehen kann, trifft 
heute in noch höherem Grade zu. Für seine Durchführung ist in erster 
Linie die Arbeiterfrage ausschlaggebend. Es wird nötig sein, die Zahl der 
Arbeiter durch Kriegsbeschädigte, Kriegsgefangene, Frauen und Minder- 
jährige zu erhöhen. Staatliche Lehrkurse zur Ausbildung dieser Kräfte sind 
unumgänglich und in größtem Umfange nötig. Wenn es unter diesen 
Umständen nötig ist, einige tausend hochqualifizierter Facharbeiter aus der 
Front für längere oder kürzere Zeit herauszuziehen, bin ich bereit, den 
damit verbundenen Nachteil in den Kauf zu nehmen. Alle anderen In- 
dustriezweige müssen gegen die Kriegsindustrie zurücktreten. Gegebenen-= 
falls müssen wir wie in England zu Zwangsmaßregeln schreiten. So be- 
fürworte ich schon jetzt, die Sonntagsarbeit einzuführen. Eine ent- 
sprechende Belehrung des Volkes über den Ernst der Lage und die für 
jeden daraus erwachsenden Pflichten dürfte gleichzeitig angezeigt sein und 
seine Wirkung nicht verfehlen. 
Außerdem bleibt anzustreben, mehr und mehr den Arbeiter durch 
zweckmäßig konstruierte Maschinen zu entlasten und zu höherer Arbeits- 
leistung zu befähigen. 
Die Steigerung der Fertigung muß sich auf alle Zweige der Kriegs- 
industrie erstrecken. Besonders nötig sind folgende Gegenstände: 
1. Munition aller Arten, 2. Geschütze, Feldartillerie, schweres Steil- 
und mittleres Flachfeuer, 3. Maschinengewehre, 4. Minenwerfer, 5. Flug- 
zeuge, 6. Handwerkszeug und Baustoffe für den Stellungsbau. 
Um bestimmte Anhaltspunkte zu geben, bitte ich, bis zum Frühjahr 
eine Verdoppelung der jetzigen Munitionsfertigung zu erreichen. Die 
Fertigung der Geschütze muß dagegen beträchtlich höher — rund auf 
das Dreifache — gesteigert werden, denn in den letzten Monaten hat der 
Abgang an Gerät bei der Feldartillerie die Neufertigung erheblich 
(mehrere hundert Rohre), bei der Fußartillerie in geringerem Maße, über- 
schritten. Da bei der hohen Schußzahl der größere Teil der Geschütze durch 
eigenes Feuer verloren geht, würde mithin bei nur doppelter Steigerung 
der Fertigung ein Zunehmen an Geschützen in der Front nicht oder nur 
langsam eintreten.
	        
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