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„Habt Acht auf euer Leben, von Meuchlern wirb's bedroht!
„Hätt' ich gewollt ihr wäret in nächster Woche todt“ —
„Hal“ ruft der große Feldherr, als er den Brief erhält,
, Ha, edler Brandenburger, dein Ruhm schall durch die Welt.“
J. D. Lüttringhaus.
77. Die Ueberrumpelung von Rathenow 1675.
Mit tiefem Schmerze vernahm der Kurfürst die Trauerkunde aus
den Marken; eine schleunige Hülfe konnte er jedoch seinen unglücklichen
Unterthanen nicht gewähren. Seine Bundesgenossen treulos zu ver-
lassen, war seiner redlichen Natur durchaus zuwider; zudem mußte ein
Kriegszug nach dem fernen Braudenburgischen in der rauhen Jahres-
zeit bedenklich erscheinen. Friedrich Wilhelm ließ daher seinen Märkern
sagen, ihr Schicksal gehe ihm sehr zu Herzen, indessen möchten sie ge-
duldig ausharren; sobald es ihm möglich sei, werde er mit seiner gan-
zen Macht kommen. Er reiste darauf mitten im Winter selbst nach
dem Haag, um sich mit den Niederländern zu verständigen, wandte sich
auch an die Höfe von Wien und Kopenhagen, um sie zum Beistande
gegen die Schweden zu bewegen, aber beide versagten ihm ihre Hülfe.
Ebenso vergebens bemühte er sich auf dem Reichstage zu Regensburg
um einen Bundesgenossen. Er mußte sich also selber genug sein. Seine
Truppen lagen unterdessen in Franken in den Winterquartieren. So-
bald aber der Schnee geschmolzen war und die milde Frühlingssonne
in’'s& Land schien, traf er Anstalten zur Reise in die Heimath. Ende
Mai brach er auf. Der Zug ging in Eilmärschen über den Thüringer
Wald gegen die Elbe. Am 11. Juni traf er in Magdeburg ein.
Sogleich ließ er die Stadtthore schließen und stellte überall Wachen
aus, damit kein Bote den Schweden, die ihn mit seinem Heere noch
in dem fernen Franken glaubten, von seiner Ankunft Nachricht gebe.
In Magdeburg hielt er einen Rasttag, an dem für seine Truppen ein
feierlicher Gottesdienst gehalten wurde. Der Text zur Predigt (Jerem.
20, 11) lautete: „UAber der Herr ist bei mir, wie ein staxker Held, dar-
um werden meine Verfolger fallen und nicht obliegen, sondern sollen
sehr zu Schanden werden.“ Darauf ging es im Dunkel der Nacht