Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Da hat ein jeder Streiter gar manchen Feind gefällt, 
Da hat ein jeder Reiter gefochten als ein Held, 
Da hat verdient ein Jeder ein Reis vom Lorbeerkranz, 
Doch Du, o Froben, strahlest im allerhellsten Glanz! 
8. Stettins Heldenmuth. 
1676. 
Der Kurfürst war mit den Schweden noch nicht fertig. Im fol- 
genden Jahre setzte er den Krieg gegen sie fort. Er wollte nicht eher 
das Schwert aus der Hand legen, bis er seine Rechte auf Pommern, 
die ihm der westphälische Friede verkürzt hatte, durchgesetzt haben würde. 
Die Städte Wolgast, Wollin, Anklam und Demmin mußten sich ihm 
ergeben. Stettin aber wurde lange von ihm vergeblich belagert. Die 
Bürger leisteten den muthvollsten Widerstand. Eine Menge furchtbares 
Belagerungsgeschütz, wurde herbei geschleppt; selbst eine kleine Flotte 
sollte die Belagerten von der Wasserseite her beängstigen. Bevor aber 
der Kurfürst die Feindseligkeiten eröffnete, forderte er die Stadt auf, 
sich zu ergeben. Daran dachte aber Niemand. Wer aus Feigheit dazu 
gerathen hätte, wäre nicht mit dem Leben davongekommen. Die 
Belagerung nahm ihren Anfang. Furchtbarer Kanonendonner erfüllte 
die Luft; denn der Kurfürst sparte das Pulver nicht. Kalte und glü- 
hende Kugeln, Bomben und Granaten, Stinksäcke und Stinktöpfe und 
alles andere Zeug, was kluge Menschen für den Krieg ersannen, flog 
den Stettinern um die Köpfe. Eine grausige Zerstörung sah man be- 
reits in den Straßen der Stadt; fast kein Haus war unversehrt; die 
schönsten Kirchen waren in Brand geschossen; unzählige Familien hat- 
ten den Verlust irgend eines ihrer theuern Glieder zu beweinen. Aber 
das Alles beugte den Muth der Bürger nicht. Sogar Frauen und 
Jungfrauen mischten sich unter die Kämpfenden, und mitten in der größ- 
ten Trübsal hatte man noch Lust zu allerlei Kurzweil. Oft warfen die 
Belagerten frisch gebackene Semmel den Brandenburgern zu, um ihnen 
zu beweisen, daß noch keine Noth bei ihnen sei. Auch hängten lose 
Vögel an einem Kirchthurme das Bild eines Schneiders mit Elle und 
Scheere aus, um den alten Derfflinger zu foppen. Aber der Ernst der
	        
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