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in den Reihen der Schweden für die Sache seines evangelischen Glau-
bens. Nach dem westphälischen Frieden erhielt er als Ausländer einen
ehrenrollen Abschied. Er trat darauf in die Armee des großen Kur-
fürsten, und leistete demselben treffliche Dienste in den Feldzügen gegen
die Polen, Franzosen und Schweden. Zu seinen glänzendsten Waffen-
thaten gehören die Ueberrumpelung von Rathenow und die Erstürmung
Stralsunds. Der deutsche Kaiser erhob ihn in den Reichsfreiherrn-
stand, und der große Kurfürst machte ihn zum General-Feldmarschall.
92. Hier steht der Mann.
Derfflinger fand in seiner hohen Stellung viele Neider und
Feinde. Die dunkle Herkunft wurde das bequeme Ziel niedriger
Schmähungen. Wie die Stettiner ihn verspottet, ist oben erzählt.
Aber auch in seiner Umgebung widerfuhr ihm manche schnöde Begeg-
nung, manche freche Beleidigung. Er verstand aber auch solche Krän-
kungen zu bestrafen. Das beweist folgender Vorfall. Ein französischer
Gesandte, nach andern Nachrichten ein deutscher Herzog, hatte die Un-
verschämtheit, den Kurfürsten bei der Tafel zu fragen, ob er einen
General in seinem Heere habe, der früher Schneider gewesen. Ohne
die Antwort seines Herrn abzuwarten, sprang Derfflinger, der mit zu
Tische saß, von seinem Stuhle auf und rief, den Gesandten mit flam-
menden Blicken betrachtend: „Hier steht der Mann, von dem das ge-
sagt wird, und hier, (dabei schlug er auf sein Schwert,) hier ist die
Elle, mit der ich jeden Schuft nach der Länge und Breite messe!“"
Ein allgemeines Staunen und langes Stillschweigen der Anwesenden
vollendete die Vernichtung des frechen Franzosen.