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152. Der siebenjährige Krieg.
König Friedrich lebte auf seinem Schlosse Sanssouci den Werken
des Friedens, arbeitete unermüdlich an dem Glücke seines Volkes und
erholte sich an den Genüssen, die Kunst und Wissenschaft gewähren.
Ueberdies war er wachsam. Er wußte, daß Maria Theresia das schöne
Schlesien noch nicht vergessen hatte. Mit aufmerksamen Blicken schaute
er nach Wien, und schon im Jahre 1755 merkte er, daß Etwas gegen
ihn im Werke sei. Bald brachte er es heraus; ein sächsischer Geheim-
schreiber, Menzel war sein Name, machte ihm die Mittheilung, daß
seine alte Feindin, die Kaiserin Maria Theresia, mit Frankreich, Ruß-
land, Schweden und Sachsen einen Bund geschlossen habe, um ihn
wieder zum Markgrafen von Brandenburg zu erniedrigen. Frankreich
war durch schmeichelhafte Briefe an die berüchtigte Marquise von
Pompadour gewonnen worden, die den schwachen französischen König
wie ein Kind am Gängelbande führte. Sie zürnte dem Könige von
Preußen, weil er über sie gespottet haben sollte. Die Kaiserin Elisabeth
von Rußland hatte sich dem Bunde angeschlossen, weil sie sich von
Friedrichs Witze beleidigt glaubte, also aus demselben Grunde; Schweden,
um Vorpommern wieder zu gewinnen; Sachsen, weil dessen Minister
Brühl den König haßte. Friedrichs Untergang schien den Verbündeten
so gewiß, daß sie sich schon in Voraus in seine Länder theilten. Oester-
reich sollte Schlesien wieder bekommen, Sachsen das Herzogthum
Magdeburg erhalten. Rußland machte Anspruch auf die Provinz
Preußen; Frankreich wollte sich mit Westphalen, Schweden mit Pom-
mern begnügen. Friedrich hatte nur einen Bundesgenossen, nämlich
England, das Hannovers wegen besorgt war. Es schickte aber keine
Truppen, sondern Geld, wie es das gewöhnlich thut, und Preußen
sollte dafür die Heere stellen. Friedrichs Feinde geboten über eine
halbe Million Krieger; er konnte ihnen kaum 200,000 Mann entgegen
stellen. Sie wollten erst 1756 losschlagen; er aber beschloß ihnen zu-
vorzukommen; und ehe sie sich's versahen, stand er mit 60,000 Mann
in Sachsen. Da schrieen seine Feinde, daß er den Reichsfrieden gebro-
chen habe und drohten mit schwerer Strafe. Friedrich ließ sich nicht
irre machen. Aus dem Schlosse zu Dresden verschaffte er sich die
Papiere, welche das Bündniß seiner Feinde wider ihn enthielten, und
machte sie vor aller Welt bekannt. Den König von Sachsen forderte
er auf, sich mit ihm zu verbünden; allein August III., der mit seinem