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seiner Gegner stieg immer böher; sie hofften ihn durch ihre Ueber-
macht doch endlich zu erdrücken und machten ungewöhnliche Anstren-
gungen, um ihre Heere zu verdoppeln. Die Franzosen erschienen mit
neuen Kräften auf dem Kampfplatze am Rhein; die Kaiserin von
Rußland schickte unter dem General Soltikow wieder ein gewaltiges
Heer nach Preußen, um die Schmach von Zorndorf zu rächen. Daun
hatte ebenfalls bedeutende Verstärkungen an sich gezogen. Doch auch
Friedrich hatte sich gerüstet und die Verluste des vorigen Jahres
wieder zu ersetzen gesucht. Er wollte aber diesmal nicht, wie sonst,
die Feinde zuerst angreifen, sondern in seinem Lager bei Landshut
ihre Bewegungen ruhig abwarten. So verschob sich denn der ern-
stere Krieg bis in den Sommer. Im Juni rückten die Russen gegen
die Oder vor. Da rührte sich auch Daun und sandte eine Armee
unter Laudon, um sich mit den Russen zu vereinigen. Das mufßte
Friedrich möglichst zu verhindern suchen. Er sandte deshalb den
General Wedell, der wegen seines früher bewiesenen Heldenmutho
den Ehrennamen des preußischen „Leonidas“ führte, mit unbeschränkter
Vollmacht und dem Auftrage: Die Nussen anzugreifen, wo er sie
finde. Wedell führte die Befehle des Königs aus, erlitt aber eine
harte Niederlage, und nun konnte die Vereinigung der Russen und
Oesterreicher nicht mehr verhindert werden. Da mußte der König
den Kampf gegen die furchtbare Uebermacht seiner Feinde wagen oder
ruhmlos untergehen. So brach er denn mit seinem kleinen Heere
gegen die Orer auf und griff am 12. August die vereinigten Oester-
reicher und Russen bei Kunersdorf, in der Nähe von Franksurt, an.
Zuerst warf er sich auf den linken Flügel der Russen, die auf wohl-
rerschanzten Anhöhen standen. Aus den Schlünden der feindlichen
Kanonen strömte aber ein vernichtender Kugelregen auf die stürmen-
den Preußen. Ganze Rotten derselben wurden niedergestreckt; auch
die schwüle Mittagsbitze war ihnen sehr hinderlich; dennoch war der
Erfolg ihrer Tapferkeit ein glänzender. Zwischen 5 und 6 Uhr
Nachmittags war der linke Flügel der Russen vollständig geschlagen,
90 Kanonen befanden sich in den Händen der Preußen, der Sieg
war so gut wie entschieden, und schon flogen Kouriere mit der freu-
digen Nachricht nach Berlin. Allein noch stand der rechte russische
Flügel unerschüttert, und die Oesterreicher waren noch gar nicht im
Gefechte gewesen. Um den Sieg zu vollenden, ging der König, trotz
den Vorstellungen seiner Generale, mit seinen erschöpften Soldaten
auch auf diese los. Aber plötzlich wendet sich das Geschick der
Schlacht. Ein furchtbarer Kartätschenhagel schleudert Tod und Ver-