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werden Sie natürlich vermuthen, daß ich die Schwachheiten des Alters
empfinde. Bald belustigt sich das Podagra, bald das Hüftweh und
bald ein eintägiges Fieber auf Kosten meines Daseins, und sie bereiten
mich vor, das abgenutzte Futteral meiner Seele zu verlassen.“
In den letzten Tagen seines Lebens litt er oft an Schlaflosigkeit;
das veraulaßte ihn zum Herzog von Kurland zu sagen: „Sollte bei
ihnen ein Nachtwächterposten offen sein, so vergessen sie mich nicht, ich
habe jetzt vortrefflich gelernt, des Nachts zu wachen.“
Friedrich war ein Freund von einer guten Tafel, besonders liebte
er fette und stark gewürzte Speisen. Auf die strengempfohlene Mäßig-
keit von Seiten seiner Acrzte nahm er wenig Rücksicht. Bekam ihm
ein Lieblingögericht zuweilen schlecht, so schob er die Schuld auf die
schädlichen Medicinflaschen seiner Doctoren. Veränderten ihm seine Aerzte
den Speisezettel, so hörte man ihn leicht sagen: „Man soll mit diesen
Herren nur dann über ein solches Recept sprechen, wenn sie unsere
Gäste sind."
Bei Tische war der König heiter, oft aber auch beißend witzig,
ohne Schonung der Personen.
Tabak schnupfte er leidenschaftlich; eine Menge kostbarer Dosen
stand auf seinen Tischen umher. Die Spuren des Tabaks waren in
seinem Gesicht und auf seinen Kleidern bemerkbar. Seine Diener schnupf-
ten gewöhnlich mit ihm. Zuweilen merkte er es. Einmal, auf einem
Spazierritte, wo er seine Dose vergessen haben wollte, bat er den ihn
begleitenden Kammerdiener um die seinige. Dieser reicht sie ihm zögernd
hin. Friedrich nimmt eine Priese und findet seine Lieblingssorte. „Das
ist ja von meinem besten spanischen Tabake “ fährt der König plötzlich
den Diener an; „wie kann er sich unterstehen!“ „Freilich,“ erwiedert
dieser gefaßt, „ich habe ihn aus Ew. Majestät Kleidern geklopft.“ „So,“
lachte der König, „das ist etwas anderes!“
Bis zum letzten Augenblicke seines Lebens erfüllte den König die
treueste Sorge für die Wohlfahrt seines Landes. Noch ein Jahr vor
seinem Tode sprach er zu dem Bischofe von Ermland: „Wüßte ich Alles,
könnte ich Alles sehen, meine Unterthanen sollten gewiß glücklich sein.“
Friedrichs Alter war in mancher Beziehung freudenloser, als dle
früheren Jahre. Kinder, die seinen Lebensabend hätten erheitern können,
waren ihm nicht beschieden. An den Thronfolger, den Sohn seines ver-
s.orbenen Bruders August Wilhelm, knüpften ihn nicht gerade die innig-
sten Bande. Seine Gemahlin lebte stets von ihm getrennt; Sanssouci
hat sie nie gesehen. Er konnte es nicht vergessen, daß ihm sein Vater
bei der Vermählung Zwang angethan hatte; doch erwies er der Königin