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uns voller Freuden zu: „Euer Quarré gehört unter die Sterne am
Himmel!“ Endlich brach die Nacht herein. Die letzten Kanonen don—
nerten bei Lindenau, wo der Feind sich hinter Dämme und Gewäs-
ser des Sturms erwehrt hatte. Hin und wieder ging noch ein Ge-
schütz los, und die Schlacht verendete in dem immer schwächer wer-
denden Röcheln der Verwundeten und Sterbenden. Die Flamme von
acht rings um uns brennenden Dörfern und die hoch auflodernden
Wachtfeuer waren die Fackeln, die den weiten schwarzen Todtensaal
erleuchteten. Unsere elfte Compagnie zählte am Morgen des sechszehn-
ten Oktobers 210 Mann, und am Abend waren wir noch unser acht.
Am folgenden Tage fanden sich noch etliche Versprengte wieder ein, so
daß wir'S bis auf 15 Mann brachten. In dieser Nacht, die dem
schrecklichsten aller Tage folgte, kam ich nicht viel zur Besinnung. Das
Stöhnen, Wimmern, Schreien und Röcheln um mich her wollte gar
kein Ende nehmen. Und als es Tag ward, gingen mir vollends die
Augen über. Fast alle meine guten, treuen Kameraden waren dahin.
Ich mußte auf die Seite gehen und mich satt weinen. War's mir doch,
als ich alles dieses Elend übersah, als müßte ich an der Barmherzigkeit
Gottes verzweifeln, und doch gerade hatte ich die Güte des Herrn so
wunderbac im Wetter der Schlacht erfahren.
273. Das Bülow'sche Korps beim Aufmarsch in die Schlacht.
(18. October.)
Es war ein prächtiges Schauspiel. Nie begann wohl ein Heer
mit heiligerer Begeisterung den Kampf. Bis zum Mittage war der
Himmel mit einem Nebelschleier bedeckt. Der Wind jagte düstere
Wolken vor sich her. Der zusammengedrängte Heerzug quoll aus den
engen Gassen des Städtchens Taucha wie ein Wildbach hervor, bereit
sich in breiter Strömung in die Ebene zu ergießen. „Eine niedere
Hügelkette,“ so erzählt Einer, der dabei war, „zog sich vor uns hin,
welche uns den Anblick des Feindes verbarg und ihm unsern Aufmarsch
nicht bemerken ließ. Jenseit der Hügelreihe in der Ebene schlug sich
leichte Kavallerie und Artillerie mit den Franzosen und sicherte unser
Vorrücken. Von allen Seiten, selbst jenseits Leipzigs sah man die fun-
kelnden Blitze und hörte das Donnern der Kanoncn. Vor dem er-
wähnten Hügel formirte sich das Bülow'sche Korps, rechts die Brigade
Kraft, in der Mitte Borstell, links der Prinz von Hessen-Homburg.
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