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sich des Schaudernd nicht erwehren, als er über das Schlachtfeld ritt
und die unzähligen Opfer darauf erblickte. Um seinem Chan Butu
die Größe des Sieges zu zeigen, ließ er jebem der gefallenen Christen
das rechte Ohr abschneiden, damit 9 Säcke füllen und sie ihm übet-
senden.
Ein Weheruf ertönte durch ganz Schlesien. Es gab fast keine
adlige Familie, welche nicht Einen aus ihrer Mitte in der Schlacht
verloren gehabt hätte. Vor Allen aber schmerzte der Verlust des
heldenmüthigen Herzogs. Sein blutiger Körper wurde von den Bar-
baren eine Strecke fortgeschleppt und banm seiner Kleider und Aus-
zeichnungen beraubt. Sein Häubt aber tremten sie bom Rumpfe,
steckten es auf eine Lanze und trugen es triumphirend mit umher.
Die Mutter des edlen Herzogs, die heilige Hedwig, suchte den
verstümtnelken Leichnam auf dem Schlachtfelde auf. Sie erkannte ihn
daran, daß er am linken Fuße sechs Zehen hatte. Darauf wurde er
im Jakobskloster zu Breslau begraben. Ganz Deutschland betrauerte
den Fall des Helden. Die Mogolen, durch ungeheure Verluste ge-
schwächt, zogen sich nach Asten zurück.
47. Das Gottesurtheil zu Burg a. d. Wupper.
132.
Es war am Tage Johannes des Täufers im Jahre 1232, als
Graf Heinrich I. von Berg auf seinem Schlosse Neuenburg a. d. Wupper
Gerichtstag hielt. Die Lehnsmänner und schöffenfähigen Edlen des
bergischen Landes, sowie die Lehenbauern und zinspflichtigen Leutte
waren zum gleichzeitigen Lehenstage gekommen, um den Zins und
andere Abgaben zu entrichten. Dem Herkommen gemäß wurde das
Gericht unter einer mächtigen Eiche gehalten, die am südlichen Ende
des Schloßberges stand. Nach einer feierlichen Messe begannen die
Verhandlungen. An einem langen Tische saß der Graf mit den Schult-
heißen und Schöffen. Neben ihm stand ein Edelknabe, der ein
entblößtes Schwert in die Höhe hielt. Ebenso hatte jeder Schöffe
ein blankes Schwert in der Hand. Unten an der Tafel stand der
Herold, zu welchem die Ankläger traten. Als die Versammlung voll-