Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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beim Tragen verdichtet hat. Bei einem Pelze sind es die feinen Härchen, 
welche ihm seine warmhaltende Eigenschaft verleihen. Diese fangen alle 
Wärme auf, welche von der Hautoberfläche abfließt und geben sie an die 
zwischen den einzlenen Härchen strömende Luft ab. Sehr enge Kleider, 
z. B. enge Schuhe und Handschuhe, verhindern die Bildung einer warm— 
haltenden Luftschicht über der Haut. 
Gegen die Wärme der Luft geben die Kleider geringen Schutz. Es 
ist nur die strahlende Wärme und die Erhitzung durch das unmittelbare 
Sonnenlicht, gegen welche wir uns durch dünne, dichte und helle Stoffe 
teilweise zu sichern vermögen. In dieser Beziehung ist die Farbe des 
Kleides oder Schirms von großer Bedeutung. Dunkle, besonders schwarze 
Stoffe haben die Eigenschaft die Lichtstrahlen einzusaugen, während 
hellfarbige, zumal weiße Stoffe die Lichtstrahlen zurückwerfen. Jene 
eignen sich daher für den Winter, diese für den Sommer. Um sich von dem 
Gesagten zu überzeugen, lege man Tuchstückchen verschiedener Farbe im 
Sonnenlicht auf Schnee. Die schwarzen und dunkeln sinken am schnellsten 
ein. Personen, welche in Krankenzimmern schwarze oder dunkle Kleidung 
tragen, sind empfänglicher für ansteckende Krankheiten als solche, welche 
mit hellen Stoffen bekleidet sind, weil die Ausdünstungen des kranken Kör- 
pers viel leichter von den dunkeln als von hellen Stoffen aufgesaugt werden. 
Dies läßt sich leicht beweisen. Wenn man ein helles und ein dunkles Kleid 
fünf Minuten lang dem Tabakrauch aussetzt, so wird man finden, daß das 
dunkle stärker nach Tabak riecht und den Geruch länger festhält als das helle. 
In Zimmern, in welchen ansteckende Krankheiten herrschen, sollte man 
deshalb niemals schwarze oder dunkle Gewänder tragen. 
Nasse Kleider, sei es, daß sie Regen, Schnee und Tau von außen 
oder Schweiß von innen in sich aufgenommen haben, sind nicht nur deshalb 
kälter, weil das Wasser die Wärme viel besser fortleitet als die Luft, sondern 
noch mehr, weil die Verdunstung der in den Kleidern befindlichen Feuchtig- 
keit Wärme bindet und Abkühlung erzeugt. So entzieht ein naß gewor- 
dener Strumpf, wenn er am Fuße wieder trocken wird, dem Fuße eine 
Wärmemenge, welche genügt um 250 g Wasser von Null Grad bis zum 
Sieden oder mehr als 250 Gramm Eis zum Schmelzen zu bringen. Man 
wechsle also ja nasse Strümpfe sowie andere feuchte Leibwäsche und Klei- 
dungsstücke so schnell als möglich. 
Aber die Stoffe haben noch eine andere Verschiedenheit, welche unsere 
Abkühlung oder Erwärmung erheblich beeinflußt: das ist die verschiedene 
Fähigkeit Wasser in sich aufzunehmen und abzugeben. Lein- 
wand saugt Feuchtigkeit schnell auf und wird verhältnismäßig schnell wieder 
trocken. Daher sind Leinwandhemden auf bloßem Körper beim Schwitzen 
gleich durchnäßt und hinterher wieder kühl. Dagegen saugt Wolle die 
Feuchtigkeit langsam auf und gibt sie auch langsam wieder ab. Deshalb 
fühlen wir beim Schwitzen in wollenen oder halbwollenen Hemden bei 
weitem nicht das Unbehagen wie in leinenen und sind nachher nicht so jäh 
abgekühlt und so leicht erkältet wie bei jenen. Daraus folgt, daß Leute, 
die einem starken Wechsel von Hitze und Kälte ausgesetzt sind, Arbeiter aller
	        
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