Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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Daher besing' ich, was gut ist und schön, 
In schlicht einfältigen Weisen. 
„So,“ schwur mir ein Maurer, „so ist es gescheh'n!“ 
Allein er verbot mir den Namen. 
Gott lass' es dem Edeln doch wohlergehn! 
Das bet' ich herzinniglich, Amen! Gottfried August Bürger. 
11. Burch Obstbau reich geworden. 
Eines Abends verirrte sich ein Baumhändler auf seinem Wege und 
mußte in einem elenden Hause übernachten, dessen Bewohner, ein blutarmer 
Taglöhner, den Namen Oswald führte. Der arme, aber gute Mann gab 
seinem verirrten Gaste alles, was die Armut nur geben konnte, und der 
Baumhändler hatte so viel Ehrlichkeit, daß er die empfangene Gefälligkeit 
nicht nur mit Geld sondern auch mit einem Gegendienste bezahlte. So- 
bald es Tag geworden, ging der Baumhändler um die Hütte herum und 
sah da ein gar schmales Gärtchen, worin noch nie etwas anderes gebaut 
worden war als Erdäpfel und Rüben. Dieses Gärtchen war das ganze 
Hofgut des Taglöhners. „Lieber Mann“, sprach der Baumhändler, „ich 
will machen, daß Ihr aus diesem wiewohl kleinen Grundstücke mit der Zeit 
recht viel Geld ziehen könnt. Seht, ich will Euch zur Dankbarkeit für die 
genossene Bewirtung zwei junge Obstbäume einsetzen, die von besonders 
guter Art sind. Sie werden zwar die ersten fünf Jahre keinen Gewinn 
bringen; aber desto größer wird der Nutzen sein, den Ihr nach dieser Zeit 
daraus ziehen werdet. Ihr dürft diese zwei Stämme für einen wahren 
Schatz ansehen; lasset nur kein Gras darunter aufkommen und sorget dafür, 
daß sie nicht abgerissen oder vom Vieh angefressen werden. Ich bin ver- 
sichert, Ihr und Eure Kinder werden lebenslänglich an mich denken.“ 
Der Baumhändler setzte die zwei Bäumlein (wie aus nebenstehender 
Abbildung 1 ersichtlich ist) ein und zog seinen Weg weiter. — Wie erstaunte 
nicht der gute Taglöhner, als sie im fünften Jahre die ersten Früchte brachten, 
Früchte so reizend, daß sie seinen Mund ganz bezauberten, weil er so Köst- 
liches all die Tage seines Lebens nie gegessen hatte. Ei, dachte er, so köstliche 
Früchte sind für einen Taglöhner allzugut; die kommenden Jahre, wenn 
Gott mir das Leben und diesen Bäumchen wieder die Fruchtbarkeit schenkt, 
trage ich die Früchte in die Stadt und mache sie zu Geld. — Er tat es. Seine 
Früchte waren die schönsten auf dem ganzen Obstmarkte. Und schon im 
vierzehnten Jahre nahm er bare vierzig Mark dafür ein. 
Sein Nachbar Pflug, ein reicher Bauer, hatte Grund und Boden ge- 
nug; aber er baute wie sein Vater und Urgroßvater nur immer Getreide 
und probierte nie etwas anderes. Da trat ein Mißjahr ein und er erntete 
nichts. Unser Taglöhner löste in diesem Jahre aus Obst achtzig Mark. 
Da kaufte er vom Nachbar einen Acker, der gerade an sein schmales Gärtchen 
stieß. Diesen Acker besetzte er mit Obstbäumen.
	        
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