Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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schenkte die Mutter den Kaffee ein; eine Magd mußte die Knechte rufen 
und die andre das Essen auftragen. 
Als man schweigend gegessen hatte, denn der Meister sprach nicht, 
fragte dieser: „Wer geth heute zur Kirche?“ — „Ich bin deshalb schon 
angezogen, daß ich nicht zu spät komme,“ antwortete die Mutter und die 
Kinder riefen: „Mutter, ich will mit!“ Zwei Knechte aber und zwei Mägde 
blieben stumm. Als er weiter fragte: „Will denn keins von euch?“ fehlte 
es dem einen an Schuhen und dem andern an Strümpfen. Sie hatten 
keine Lust, daher Entschuldigungen die Fülle. Da sagte der Bauer: „So 
kann das nicht mehr gehen; das ist zu arg, daß zu jedem Laufen Zeit ist, 
nur nicht zum Kirchengehen. Morgens am Sonntag kann man keinen vom 
Haus bringen und am Nachmittag ist es, als ob sie aus einer Kanone davon 
geschossen werden; bis spät in die Nacht kommt niemand heim. Das ist 
doch eine schlechte Sache, wenn man nur an Narrenpossen denkt, aber nie 
an Gott und seine eigene Seele. Ich will es euch geradeaus sagen: Kein 
Meister traut einem Dienstboten, der sich Gott aus dem Sinn schlägt und 
ihm untreu wird. So will ich es aber nicht haben und überdies habe ich 
etwas, das ihr mir heute besorgen sollt. Ich muß 40 Pfund Salz haben, 
die könnt ihr beiden Mägde mitbringen, im Tragen löst ihr euch einander ab; 
du, Hans, gehst nach der Kirche zum Müller und fragst, wann ich ein Fuder 
Kleie holen kann. Uli bleibt bei mir im Haus.“ „Aber, Vater, wer kocht 
uns denn das Sonntagsgericht, wenn du alle fortschickst?“ fragte die Frau. 
„Unsre Anna ist schon 12 Jahre alt, die kann nach dem Essen sehen; lernen 
soll sie es doch und sie hat ihre Freude daran,“ war die Antwort. Diese 
Befehle waren unwiderruflich; aber ihnen zu folgen ging hart; namentlich 
die beiden Mägde konnten durchaus nicht fertig werden. 
Die Bäuerin hatte unterdessen für den Mittag alles angeordnet und 
stand zum Gehen bereit, zwei Kinder bei ihr, von denen der Knabe das 
Gesangbuch trug. Sie rief ihrem Manne ein „Behüt dich Gott“ zu; der 
Anna befahl sie nicht zu viel Holz zuzulegen, denn das Fleisch sei jung und 
die Kirche dauere mitunter lang; aber noch immer waren die Mägde nicht 
da. Endlich ging sie mit den Kindern fort, indem sie die Mägde erinnern 
ließ zu eilen, daß sie zur rechten Zeit in der Kirche seien. Sie ging ihren 
ruhigen gemessenen Gang, an der Brust einen Rosmarinstengel und Mutter- 
freude in dem Gesichte; denn an der einen Hand hatte sie ihren kräftigen 
Jungen mit einer Nelke an der Mütze und einem schönen rotseidenen Tuche 
um den Hals; an der andern ihr blühendes Mädchen, dessen Gesicht ein weißer 
Strohhut deckte und an dessen Brust ich ein Sträußlein wiegte. Eine Viertel- 
stunde später liefen die Mägde nach; eine mußte aber noch wieder umkehren 
den vergessenen Salzsack zu holen. 
Währenddessen hatte der Meister seinen Sonntagsanzug vollendet, 
damit dem Sonntag sein Recht geschehe, obgleich er zu Hause bleiben wollte. 
Er stopfte sich nun seine Pfeife und wollte, ein getreuer Wächter seines 
Hauses, sich auf die Bank vor der Tür setzen. Da sah er einen Stuhlwagen 
von der Straße abbiegen und auf sein Haus steuern, das Pferd mit blankem 
Geschirr und Leute darauf, große und kleine. Bald erkannte er seine Schwe-
	        
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