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ster, welche mit ihrem Manne und drei Kindern zum Besuche kam.
Von Herzen hieß er sie willkommen, half vom Wagen und führte sie
ins Haus.
Auf die Frage der Schwester, wo die Frau sei, gab er zur Antwort;
„In der Kirche; aber gebt einen Augenblick Geduld, so wird sie hier sein;
setzt euch nur nieder.“ Der Schwager aber wollte erst sehen, wo der Knecht
sein Pferd hingestellt habe, und hören, wie er es rühme; deshalb ging er
in den Stall. Er selbst ging in den Keller, Butter, Brot, Käse, Rahm zu
holen; dieses übergab er Anna, welche den Kaffee fast fertig hatte, um den
Tisch zu decken, und diese war froh wie eine Königin, daß sie der Tante zeigen
könne, was sie schon verstehe. Bald war der Tisch gedeckt, eingeschenkt
und Anna mußte zum Aufwarten bleiben, während der Vater noch ein
Stück Fleisch und einen Schinken holte, der für den Mittag bestimmt war.
Sobald der Vater eintrat, eilte sie hinaus, brachte das Fleisch über das
Feuer und legte sonst alles zurecht, damit die Mutter es bei der Hand habe,
wenn sie aus der Kirche komme. Diese kam; im Schweiße ihres Angesichts
eilte sie daher; sie hatte von ferne den Wagen vor der Tür gesehen und
war in Angst, was sie den Gästen vorsetze. Ihr erster Gang war nach dem
Feuerherd: hier fand sie alles vorbereitet und begrüßte ihren Besuch mit
heiterem Gesicht. Sodann besorgte sie den Mittag. Zu ihrem Verdruß
ließen sich die Mägde noch immer nicht sehen und konnten daher auch nicht
helfen.
Heiter ging der Mittag vorüber. Am Nachmittag besuchten sie Vieh und
Feld; die Männer handelten um eine Kuh, konnten aber nicht einig werden.
Als der Besuch sich zur Abreise rüstete, wurde erst wieder der Tisch
gedeckt, gehörig gegessen und getrunken, dann reisten sie ab. Mutter und
Tochter räumten jetzt alles auf; das Geschirr ward gereinigt, an seinen
Ort gestellt; die Sonntagskleider ausgezogen, gesäubert an ihren Platz
gehängt, auch die des Vaters, der bereits sein Werktagskleid hervorgesucht
und angezogen hatte. Alle suchten ihr Lager, nur der Hausvater nicht, er
mußte bei einer Kuh wachen. Aus „Uli, der Knecht“, von Jeremias Gotthelf.
16. Die letzte Macht im Elternhause.
Das griff ans herz und ich vergess es nimmer:
Es war die letzte Uacht im Uaterhaus;
Zieh'n sollt ich mit dem ersten Frührotschimmer,
Uielleicht auf ewig, in die Welt binaus.
Uoch lag ich schlaflos auf dem weichen Pfühle;
Denn viel bewegte mir die junge Bruft:
Des heimwebs Uorgefühl, des Scheidens Schwüle
Und hHoffnung doch und rege Wanderlust.