Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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„Aber es ist mein Knecht,“ antwortete der Meister, „der sein Geld 
vertrinkt, und wenn du wüst tust, so geht es über mich aus und 
die Leute sagen, das sei des Bodenbauern Knecht und sie wüttten. 
nicht, was er auch sinne, dafz er ihn so machen lasse und daß er so 
einen haben möge. Du hast mir noch kein Haus verleichtsinnigt, aber 
denk’ Uli, wär's denn nicht an einemmal zu viel? Und hättest du noch 
eine ruhige Stunde, wenn du denken müßtest, du hättest mir mein 
Haus verleichtsinnigt? Und wenn wir und die Kinder dann noch darin 
bleiben und verbrennen müßten? Und was ist's mit deiner Arbeit? 
Es wäre mir fast lieber, du lägest den ganzen Tag im Bette. Du 
schläfst ja beim Melken unter den Kühen ein, sichst, hörst, riechst 
nichts und stolperst im Hause herum, wie wenn du sturm wärest an 
der Leber. Es ist ein Elend, daft du an nichts als an dein Vergnügen 
denkst.“ Solches nehme er nicht an, sagte Uli, und wenn er ihm nicht 
genug arbeiten könne, so wolle er gehen. Aber so sei es heutzutage, 
man könne keinem Meister mehr genug arbeiten, wenn man schon 
immer mache; es sei einer wüster wie der andere. Lohn wollten sie 
e länger je weniger geben und das Essen werde alle Tage schlechter. 
Am Ende werde man noch Erdfföhe, Käfer und Heustüffel zusammenlesen 
müssen, wenn man Fleisch haben wolle und Fett im Kraut! „Hör’ Uli.“ 
Sagte der Meister, „du bist noch sturm, ich hätte noch nichts zu dir 
Sagen sollen. Aber du kannst mich dauern, du wärest sonst ein braver 
Bursch und könntest arbeiten. Ich habe eine Zeit lang geglaubt, es 
gebe etwas Rechtes aus dir, und ich habe mich gefreut. Aber seitdem 
du das Wirtshausgelauf angefangen, bist du ganz ein anderer ge- 
worden. Es ist dir an nichts mehr gelegen, hast einen bösen Kopf, 
und wenn man dir etwas sagt, so hängst du einem das böse Maul 
an oder schmollst eine ganze Woche lang. Zähle darauf, du wirst 
unglücklich. Leicht kannst du dein Leben lang auf diesem Wege in 
der teuren Zeit sein wie so viel tausend andere, die es gerade 
machten wie du und jetzt im Elend sind und in der teuren Zeit. 
Denn für einen, der nichts vermag, der immer zu wenig hat, der ent- 
Weder betteln oder Schulden machen oder hungern muß, währt ja 
die teure Zeit, wie wohlkeil es übrigens sein mag, von Jahr zu Jahr, 
in alle Ewigkeit. Geh jetzt, besinne dich, und wenn du dich nicht 
ändern willst, so kannst du in Gottes Namen gehen, ich begehre dich 
nicht mehr. Gib mir in acht Tagen den Bescheid.“ Da hätte er sich 
bald ausbesonnen und brauche nicht acht Tage dazu, brummte Uli 
im Hinausgehen; aber der Meister tat, als höre er es nicht. 
Uli war bitterbös, als sei ihm das gröfte Unrecht geschehen. Er 
warf das Werkzeug herum, als ob alles drauf müfßte an einem Tage, 
und die Tiere brüllte er an, daff es dem Meister in alle Glieder kam; 
allein dieser hielt an sich und sagte nur ein einziges Mal: „Nume 
hübschelil Als indessen die Wein- und anderen Geister den Auf- 
Beregten verließen und die frühere Spannung einer unerträglichen 
Mattigkeit Platz machte, da fingen des Meisters Worte an zu wirken;
	        
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