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Jugendzeit. Hasse nun ein Dienstboten seinen Dienst, sei ihm die Arbeit
zuwider, so müsse er eine besondere Freude suchen. Er fange daher an zu
laufen, mit schlechten Sachen sich abzugeben, und habe daran seine Freude
und sinne daran Tag und Nacht. Sei aber einem Knecht oder einer Magd
das Licht aufgegangen, daß sie etwas werden möchten, und der Glaube
gekommen, daß sie etwas werden könnten, so liebten sie die Arbeit, hätten
Freude daran, etwas zu lernen, etwas recht zu machen, Freude, wenn ihnen
etwas gelinge, wachse, was sie gesät, fett werde, was sie gefüttert; sie sagten
nie, was frage ich dem nach, was geht mich das an, ich habe so nichts davon.
Ja, sie hätten eine eigentliche Lust daran etwas Ungewohntes zu verrichten,
etwas Schweres zu unternehmen; dadurch wüchsen ihre Kräfte am besten,
machten sie sich den besten Namen. So hätten sie auch Freude an des Mei—
sters Sache, seinen Pferden, seinem Vieh, seinem Korn, seinem Gras, als
ob es ihnen gehöre. Woran man Freude habe, daran sinne man auch, da
habe man das Herz. Habe nun der Knecht seinen Dienst im Kopf, erfülle
ihn der Trieb, so ein vor Gott und Menschen recht tüchtiger Mensch zu werden,
so habe der Teufel wenig Macht über ihn, könne ihm nicht böse Sachen ein-
geben, wüste Sachen, an die er Tag und Nacht denke, so daß er keinen Sinn
für seine Arbeit habe, und die ihn noch von einem Laster zum andern zögen
und innerlich und äußerlich verdürben. Das hat der Pfarrer gesagt; es ist
mir, als ob es heute wäre, als er uns das sagte, und ich habe schon hundert-
mal gesehen, daß er recht hatte. Aus „uUli, der Knecht,“ von Jeremias Gotthelf.
20. Spruchweisheit in der Herren- und Gesindestube.
« 1.
Des Herren Tritt den Acker düngt,
Des Herren Aug'’ das Vieh velüngt,
Des Herren Gegenwärtigkeit
Häalt in Gehorsam Knecht und Maid;
Wo der Herr nicht selber kommet hin,
De ist gewihlich schlecht Gewinn.
II.
Das Wetter kennt man am Wind,
Den Vater am Kind,
Den Herrn am Gesind,
Den Vogel am Gesang,
Den Hafen am Klang.,
Den Esel an den Ohren,
An den Worten den Toren.
III.
Ein fleiliger Hausvater macht hurtig Gesinde.— Nicht aufseine Leute
passen, heißt den Geldsack offen lassen. — Eine fleilige Hausfreu ist die
beste Sperbüchse. — Des Herrn Auge macht das Vieh fett. — Selbstgetan