Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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nung auf eine Zukunft, die wir möglichst fern wünschen, der gegenüber wir 
aber gewappnet sein müssen. Aber eins glauben wir gleich vom 1. April 
1887 in Aussicht nehmen zu sollen: das ist die Verstärkung unserer Grenz- 
bewachungen, die stärkere Besetzung der Vogesen-, Jura= und anderer Pässe 
und namentlich auch der Schwarzwaldpässe gegen den möglichen Einbruch 
über das, was wir die trouée de Belfort nennen. Diese Verstärkung schon 
vom 1. April d. J. ab in Wirksamkeit treten lassen, das können wir budget- 
mäßig nicht, wenn wir nicht Ihre Bewilligung haben; die Mittel dafür, um 
so viel mehr Urlauber, Dispositionsurlauber heranzuziehen, haben wir nicht. 
Wenn durch eine Auflösung, die dazwischen träte, die Zeit vergehen sollte, so- 
würde die Regierung vielleicht sich genöthigt sehen, von den Möglichkeiten, 
die ihr das Militärgesetz bietet, momentan, weil sie fürchtet die Kriegsgefahr 
zu verstärken, Gebrauch zu machen, und nachher die Indemnität dafür zu 
fordern haben. Ich habe vorher schon gesagt, der Ausbruch des Krieges 
kann zehn Jahre dauern, er kann aber auch in zehn Tagen eintreten. Wenn 
er nun in zehn Wochen eintritt, dann müßten wir schon die 40 000 Mann 
zur Verfügung haben, und selbst wenn wir uns mit diesem Reichstage über das, 
was wir für unentbehrlich halten für die Sicherheit Deutschlands, nicht einigen 
sollten, würden wir doch gewisse Vorkehrungen schon treffen müssen, wenn gegen 
unsere Ueberzeugung das gegenwärtige friedlich gefinnte Ministerium in Frankreich 
früher abtreten sollte, als wir wünschen. Wir wünschen ihm eine möglichst lange 
Dauer, weil wir glauben, daß, so lange dies Ministerium dauert, wir 
Friedensstörungen nicht zu befürchten haben. Sie können mir darauf viel- 
leicht mit einigem Recht erwidern: Wenn eine so wichtige Frage vorliegt, 
wo die Sicherheit des Reichs auf dem Spiele steht, dann hätte man die Be- 
völkerung schon früher darauf vorbereiten müssen, vielleicht schon vor zwei 
Jahren bei den Wahlen. Wir hatten aber immer noch die Hoffnung, daß 
es uns gelingen würde, die Stimmung in Frankreich zu besänftigen; nachdem 
wir indeß 16 Jahre lang uns vergeblich bemüht haben, die Revanche-Ideen 
zu beruhigen, und abgewartet haben, ob nicht endlich eine Regierung sich 
fände, die den Muth und die Kraft habe, den status quo, wie er ist, als 
einen dauernden zu acceptiren, haben wir uns schließlich doch sagen müssen, daß es 
love's labor lost wäre, daß unsere Liebesbemühungen ganz umsonst gewesen 
find. Wir haben uns schwer dazu entschlossen, und diese ganze Aeußerung, 
die ich heute ausspreche, hätte ich lieber zurückgehalten; wenn sie nicht noth- 
wendig gewesen wäre, um die Zustimmung des Reichstages zu gewinnen, 
so wäre es mir lieber gewesen. Ich weiß auch nicht, ob ich fie gewinnen 
werde. Sie hätten also vielleicht verlangen können, wir hätten früher auf- 
lösen sollen, ad hoc für diese Frage, damit die Wähler in der Lage seien, 
zu wissen bei den Neuwahlen: es handelt sich darum, ob die Sicherung gegen 
auswärtige Angriffe verstärkt werden soll, oder ob sie nur die gegenwärtige 
unzulängliche bleiben soll. Es ist ganz richtig, man muß für eine so wichtige 
Frage eigentlich vorher auflösen und die Neuwahlen ad hoc veranlassen. 
Wir find überhaupt viel zu ängstlich in Bezug auf die Auflösungen. (Heiterkeit.)
	        
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