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würden, die diese ausgezeichnete, tapfere Truppe sich im Kriege erworben hat.
Ja, meine Herren, das ist doch auch wohl nur gesagt, um eine Unzufrieden-
heit Anderer und vielleicht des 10. Armeekorps zu erregen, was nicht ge-
lingen wird. Die Thaten des 10. Armeekorps find ja ganz andere; sie
bewegen sich in einer ganz anderen, reichstreuen Richtung, als die Haltung
der Welfenpartei, sowohl hier im Hause als im Lande. Das 10. Armee-
korps, die Hannoveraner im Ganzen, sind eine Stütze des Reiches;
das kann ich doch von der Welfenpartei hier im Hause nicht sagen,
und ich habe Vorwürfe über diese, wie fie der Herr Abgeordnete vor-
gebracht, gar nicht gemacht. Ich habe nur Thatsachen angeführt, und die
Thatsachen sind ganz unwiderlegbar. Die Vertheidigung war vielmehr auf
meiner Seite. Herr Windthorst hat die Neigung der Hannoveraner, ich
meine das hannoversche Haus, sich durch Frankreich wieder in den Besitz
setzen zu lassen, damit entschuldigt, daß wir die Verhandlungen mit dem
König Georg in Nikolsburg und hier in Berlin schnöde abgewiesen hätten.
Nun, das Wort „schnöde" hat der Herr Präsident schon monirt. Wir haben
ste abgewiesen, das ist richtig; aber noch viel — ich will nicht sagen schnöder,
aber schärfer find unsere Bestrebungen abgewiesen worden, im Frühjahre 1866
mit Hannover zu verhandeln. Wir haben der hannoveranischen Regierung,
dem König Georg, damals angeboten: Wir fehen den Krieg voraus mit
Oesterreich, versprecht uns neutral zu bleiben, dann habt Ihr das Wort des
Königs von Preußen, daß Euch nichts geschieht; wir verlangen nicht Euren
Beistand, wir verlangen nicht, das Verhältniß im 7 jährigen Kriege zu
wiederholen, — wo die hannoveranischen Truppen an unserer Seite gefochten
haben, — wir verlangen nur Euer Wort, daß Ihr still sitzen wollt, dann
werden wir Euer Territorium respektiren und Euch als neutrale Macht
betrachten, und der Krieg mag ausfallen wie er will, Ihr werdet sicher sein,
in Eurem Besitz zu bleiben. Es wurde darauf eingegangen, und das
Verhältniß war eine Zeit lang sogar so freundlich, daß eine Verlobung
einer hannoverschen Prinzessin mit einem preußischen Prinzen im ersten
Frühjahr 1866 in Verhandlungen mit dem Grafen Platen, der damals mich
zu diesem Zwecke besuchte, geplant wurde und so weit zu Stande kam, daß
die jungen Herrschaften sich bloß noch einmal sehen sollten, um zu entscheiden,
ob fie sich konvenirten. So vertraut und freundschaftlich war unser Verhältniß.
Da kamen plötzlich verschiedene einflußreiche Persönlichkeiten — ob mit oder
ohne Auftrag von Wien, das weiß ich nicht —, die den König Georg
umgestimmt haben. Er fing an zu rüsten und Truppen auszuheben (Abg.
Dr. Windthorst: Im Generalstabswerk steht's anders!), in der Absicht,
seine Armee zu verstärken, eine Absicht, die mit der Neutralität nicht ver-
träglich war. Wir erkundigten uns nach den Gründen — es war im
Frühjahr —, und es wurde uns geantwortet, wegen der möglicherweise
bevorstehenden Theuerung der Preise wollte man statt des Herbstmanövers
ein Frühjahrsmanöver machen; — Sie kennen die bekannte Phrase: zum
Frühjahr wird der alte Fritz ein Herbstmanöver machen, — und so wurde