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In der „Vossischen Zeitung“ vom 26. August heißt es:
Wenn aber alle diese Zugeständnisse nur den Erfolg haben, daß
man den frechsten Verletzungen der Friedensbedingungen um des
Friedens willen keinen Widerstand entgegensetzt, wenn also der
Frieden nur dadurch aufrecht erhalten wird und werden kann, daß
man derjenigen Macht, welche man erst vor acht Jahren zum Frieden
gezwungen hatte, gestattet, diesen Frieden auf den Kopf zu stellen,
und gerade diejenigen Uebergriffe durchzuführen, welche derselbe zu
verhindern bestimmt war, dann kann der also zusammengefügte
Frieden kaum noch auf den Werth des Papieres Anspruch machen,
auf welchem er niedergeschrieben und befiegelt worden ist.
Ich sagte gestern schon: wir, die Regierung, treten für den Frieden ein,
die Politiker dieser Richtung wollen es ankommen lassen auf einen kleinen
Krieg mit Rußland, darauf einzugehen find fie sehr bereitwillig. Es ist zwar
schon 4 Monate her, diese Bereitwilligkeit und diese todesverachtende, todes-
muthige Ueberzeugung, die sich hier ausspricht. Vier Monate find ja für die
Stimmung in der Politik eine recht lange Zeit; aber es könnte doch sein,
daß wir nach drei Jahren noch auf diesen selben Schlag von Politikern hier
in der Mehrheit stoßen könnten.
Wir sollen dann nach der „Vossischen Zeitung“ weiter dem Zaren einen
verstärkten Damm entgegensetzen, daß er nicht nach Konstantinopel geht u. s. w.
Die „Germania“ vom 1. September sagt:
In letzter Instanz könnte vielleicht sogar Frankreich gewonnen
werden, da letzteres an sich die Stärkung der christlichen Mittel-
staaten auf der Balkanhalbinsel nur wünschen und fördern kann
und blos durch die Ausficht auf ein russisches Revanchebündniß zu
einer anderen Politik getrieben werden könnte, eine Politik, die ja
aber doch jener obigen Kombination gegenüber aussichtslos wäre.
Das ist ein Irrthum; auf Frankreich ist in dieser Beziehung nicht zu
rechnen; Frankreich wird nichts thun, wodurch es fich mit Rußland in Un-
gelegenheiten bringen kann; und solche Infinuation zeugt eben nur von der
Unkenntniß der politischen Lage und dem Mangel an Urtheilskraft in euro-
päischen politischen Fragen.
Wir glauben also, ein großer Moment ist jetzt wieder einmal
für den deutsch-österreichischen Bund gekommen. — Die Versperrung
der Straße nach Konstantinopel gegen Rußland ist möglich.
Also dazu sollen wir Deutsche Truppen hergeben, um den Russen die
Straße nach Konstantinopel zu versperren. Wenn wir nicht mit Rußland
zusammengrenzten, so würde schon Jedermann eine Absurdität darin finden.
Sollen wir auf Schiffen 100 000 Mann nach Konstantinopel bringen und
die Russen dort zurückhalten:? Das würde uns Keiner zumuthen, einen
Krieg in so weiter Ferne zu führen. Dadurch aber, daß wir mit Rußland
200 Meilen offene Grenze haben, wird die Frage eine viel ernstere und
schwerere, als wenn wir von Rußland so weit ab wohntien wie England.