Die Universitäten. 153
vereinzelt, unter den vielen hochstehenden und befehlenden Personen zu
unmächtig, als dass er leicht auf den Gedanken kommen könnte, es sei
schon itzt an ilım die Welt zu verbessern. Leider hat aber die Medaille
auch ihre Kehrseite. Es ist zu erinnern an die grösseren Gefahren für die
unerfahrene und leichtblutige Jugend; an die grüsseren Kosten des Auf-
enthaltes; an den Verlust der poetischen Universitätszeit; an die Ucber-
schremmung des ganzen Landes und aller Öffentlichen Stellen mit den zahl-
reichen, itzt wohlfeil studirenden Söhnen der Hauptstadt. Was an Anstand
des Betragens der Universitätsangehörigen gewonnen wird, geht leicht an
Herzlichkeit und genauer Bekanntschaft verloren. Und hinsichtlich des po-
litischen Treibens ist nicht zu läugnen, dass, wenn die Parteiungen und
Umtriebe eine gewisse Höhe erreicht haben, sie in der Hauptstadt leicht
am giftigsten werden, und dass sie dann auch durch die Anwesenheit so
vieler junger Männer für das Gesetz und für die letzteren selbst, je nach
dem Ausgange, um so -bedenklicher werden. (Man denke an die Wiener Aula.)
Doch könnte man noch über dieses Alles weggeben, Schlimmes mit Gutem
ausgleichend und doch noch vielleicht einen Ueberschuss behaltend; eben so
wire wohl der, unter Umständen allerdings schr beträchtliche, Aufwand einer
Uebersiedlung kein unbedingtes Hinderniss, da ja gute finanzielle Zustände
abgewartet werden könnten; allein ein Umstand ist noch zurück, welcher
allein hinreicht, dem Plane solcher Versetzung den Stab zu brechen. Oben
wurde es bereits als ein gegenwärtig vielfach hervortretender Uebelstand
hervorgehoben, dass ausgezeichnete akademische Lehrer gerne eine Wahl
in die Ständeversammlungen aunelimen. Nun würde aber nicht nur dieses
Verhältniss bei der grösseren Leichtigkeit der Verbindung beider Arten von
Thätigkeit in der Hauptstadt bei einer Verlegung der Universität in die-
selbe noch häufiger vorkommen; sondern sich eine zweite ähnliche aber
weit verderblichere Verbindung der Lehrthätigkeit mit einer andern Be-
schäftigung bilden. Keine Regierung ist so reich an Kenntnissen und talent-
vollen Beamten in der Hauptstadt, dass sie nicht auch noch eine Vermelh-
rung ihrer Zalıl wünschenswerth ‘finden müsste. Für den Gelehrten aber
hat es natürlich vielen Reiz, seinen Ideen auch unmittelbar Geltung ver-
schaffen zu können, wozu noch tleils die Nothwendigkeit grösserer Ein-
nahme in dem luxuriösen Orte, theils Widerwille gegen das lange getriebene
Unterrichtsgeschäft kommen kann. Somit wird eine partielle Verwendung
gerade der ausgezeichnetsten Professoren im activen Staatsdienste bei beider-
seitigem Wunsche bald zu Stande kommen. Damit aber ist, zehn gegen
eines, der Gelehrte als solcher verloren, indem nur Wenige die Bewegung
und die Abhaltungen des thätigen Lebens zu vereinigen wissen mit der
zum Stadium und zur Composition nothwendigen Sammlung der Gedanken
und Abziehung der Interessen. Will man aber einwenden, dass der Verlust